Neues Deutschland: zu Hartz IV und arbeitslose Jugendliche
Archivmeldung vom 14.02.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFranz Münteferings Ideen haben doch etwas Geniales. Die Hartz-IV-Kosten explodieren, es fehlt an Arbeits- und Ausbildungsplätzen. Und weil der Bundesarbeitsminister weder mehr Steuergerechtigkeit einführen noch Großunternehmen bei ihrer Entlassungspolitik an die Kandare nehmen oder zu mehr Lehrstellen bewegen kann, wälzt er das Problem der arbeitslosen Jugendlichen auf die Eltern ab.
Prima, das wird dank des pauschalen
Missbrauchsverdachts bestimmt das Selbstwertgefühl von
perspektivlosen Jugendlichen stärken. Auch wird es ein Labsal für
Mütter sein, ihren flügge geglaubten Nachwuchs weiterhin im »Hotel
Mama« betreuen zu dürfen, obwohl sie ihn vielleicht gerne mit der
Realität des Alltags konfrontiert gesehen hätten. Nicht ohne Grund
gelten 18-Jährige als volljährig. Selbst der Reformpate Peter Hartz
hatte mit dem Prinzip des Förderns nicht die finanzielle Sippenhaft
der Familien gemeint.
Aber auch nüchtern betrachtet ist Münteferings angestrebte Form
der Haushaltssanierung kritikwürdig. Sie widerspricht nicht nur dem
geltenden Unterhaltsrecht. (Gut, auch das könnte man ändern.) Die
geplanten Ausnahmen sind entweder handwerkliche Fehler oder eine
Beruhigungspille gegen öffentlichen Unmut. So soll bei
»schwerwiegenden sozialen und sonstigen ähnlich schwerwiegenden
Gründen« der volle Satz gezahlt werden. Aber wer will das schon
überprüfen ...
Quelle: Pressemitteilung Neues Deutschland