WAZ: Närrisch oder nüchtern?
Archivmeldung vom 04.08.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNein, den Sprung auf Platz eins der Hitliste der kuriosesten Trainer-Rauswürfe hat Mainz 05 nicht geschafft. Dafür hatte Fortuna Kölns Boss Jean Löring 1999 die Messlatte aber auch zu hoch gehängt, als er seinen Coach "Toni" Schumacher in der Halbzeitpause des Spiels gegen Waldhof Mannheim beim Stand von 0:2 feuerte.
Platz zwei ist jedoch auch nicht schlecht. Immerhin sorgten die Mainzer für ein Novum in der Bundesliga, indem sie ihren Aufstiegs-Coach Jörn Andersen unmittelbar vor dem Saisonstart feuerten. Die erste, reflexartige Reaktion darauf lautet: Ja, sind denn jetzt alle komplett närrisch geworden? Mag sein. Vielleicht aber auch nicht. Denn dass sie in Fußball-Deutschland für durchgeknallt gehalten würden, war den Verantwortlichen in der Karnevelshochburg bewusst. Sich dennoch ganz nüchtern zu diesem spektakulären Schritt entschlossen zu haben, der sie in Erklärungsnot brachte, lässt darauf schließen: Es muss gute Gründe dafür gegeben haben. Diese schonungslos offengelegt zu haben, kann man ehrlich und mutig nennen. Aber auch brutal und taktlos gegenüber Andersen. Nicht auszuschließen, dass der Norweger vor allem am Schatten seines Vorgängers gescheitert ist. Das Anforderungsprofil, das Manager Christian Heidel gestern formulierte, nährt jedenfalls den Verdacht, dass der Klub eine Klopp-Kopie suchte. So gesehen war Andersens Verpflichtung wohl von Anfang an ein Missverständnis, was die Mainzer Macher inzwischen einräumen. Mindestens mit dem Vorwurf, die Konsequenzen daraus nicht früher gezogen zu haben, müssen sie leben.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung