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WAZ: Löw in der Kuranyi-Falle

Archivmeldung vom 29.03.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.03.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Aufforderung aus der Schalker Fan-Kurve war unmissverständlich: "Jogi, mach die Augen auf." Aber weil es - was im Tagesgeschäft Fußball nicht schlecht sein muss - seiner Philosophie widerspricht, sich von Volkes Stimme beeinflussen zu lassen, zeigte sich der Bundestrainer von den Pro-Kuranyi-Sprechchören unbeeindruckt. Noch.

Denn dass der öffentliche Druck auf Joachim Löw mit jedem Tor, das der vor eineinhalb Jahren aus der Nationalmannschaft verbannte Kevin Kuranyi schießt, größer wird, ist unstrittig. Löw wird nicht  darum herumkommen, sich mit Fragen wie diesen auseinanderzusetzen: Wie weit darf Prinzipientreue gehen? Ist der Punkt erreicht, an dem es der Sache dient, über den eigenen Schatten zu springen?

Die Falle, in der er jetzt steckt, hat sich der Bundestrainer selbst gestellt, indem er nach Kuranyis "Fahnenflucht" aus dem Quartier der Nationalmannschaft die Höchststrafe verhängte. Klar, der Stürmer hatte gegen eine elementare Regel verstoßen, und Löws Sorge um einen Autoritätsverlust bei einer wachsweichen Reaktion ist nachvollziehbar. Ob allerdings "lebenslänglich" nötig war, bleibt ebenso diskussionswürdig wie die Frage, ob die lediglich mit einer Rüge geahndete Watschen eines Teamkameraden (Lukas Podolski gegen Michael Ballack) ein harmloseres Vergehen ist.

Schon einmal ist Löw angesichts öffentlichen Drucks standhaft - oder soll man sagen: stur? - geblieben. Vor dem entscheidenden WM-Qualifikationsspiel in Russland hatte "Bild" nach der Nichtnominierung des seinerzeit treffsichersten Bundesliga-Schützen, Stefan Kießling, gefragt: "Jogi, können wir uns wirklich leisten, den Besten zuhause zu lassen?" Löw setzte auf Klose - und gewann ...

Auch für die WM gilt: Ob Löws  Verhalten am Ende als Prinzipienreiterei oder Linientreue bzw. -  im Falle eines Einlenkens -  als Umfallen oder Zeichen von Größe bewertet wird, hängt vom Ergebnis ab. Dieses wiederum bestimmt die Konsequenzen für den Bundestrainer und für sonst keinen. Deshalb haben Fans wie Journalisten seine Entscheidung zu respektieren.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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