Westfalenpost: Jungs großer Fehler Debatte um deutschen Nahost-Einsatz
Archivmeldung vom 26.07.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs ist nicht das erste Mal, dass Franz Josef Jung als Verteidigungsminister eine unglückliche Figur macht. Das war bereits während der Entscheidungsfindung für den Kongo-Einsatz so. Viel zu lange wussten die Bürger, wussten die Soldaten nicht, was eigentlich Sache war.
Nun aber hat Jung einen weiteren großen Fehler begangen. Im
Sommerloch verkündet er freimütig, in letzter Konsequenz könne sich
Deutschland dem Einsatz in einer möglichen Nahost-Friedenstruppe
nicht verweigern. Damit hat Jung öffentlich ausgesprochen, was nur
die Kanzlerin hätte sagen dürfen. Denn das Thema deutsche Soldaten in
Nahost ist nicht irgendeins. In das historisch schwierige und
brisante Verhältnis zwischen Deutschland und Israel gehören keine
verbalen Unachtsamkeiten - schon gar nicht, wenn diese von einem
deutschen Verteidigungsminister kommen.
Jung hat nichts dazu gesagt, wie sich deutsche Soldaten verhalten
sollten, wenn sie in Gefechte - möglicherweise auch gegen die
israelische Armee - verwickelt würden. Sollte also die Bundeswehr
Teil einer Nahost-Friedenstruppe sein, die nur sinnvoll ist, wenn sie
mit einem robusten Mandat ausgestattet ist, wenn sie schießen darf?
Besser nicht. Jedenfalls verträgt die Debatte über dieses heikle
Thema keinen politischen Schnellschuss, wie ihn sich Jung geleistet
hat.
Quelle: Pressemitteilung Westfalenpost