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Börsen-Zeitung: Was nun, Mr. Bernanke?

Archivmeldung vom 19.03.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.03.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Sie senkt und senkt und senkt! Am Dienstag war es wieder soweit. Die US-Notenbank Fed nahm den Leitzins - den Zielsatz für US-Tagesgeld - um 75 Basispunkte (BP) auf 2,25% zurück.Die Wirkung der neuerlichen Zinsmaßnahme wird an den Märkten genauso schnell verpuffen wie die vorangegangenen. Das gilt umso mehr, als dass die Fed hinter den erwarteten 100 BP zurückblieb.

Die Halbwertszeit der Erleichterungsrally, die an den Märkten bei einer Fed-Maßnahme zu beobachten ist, hat ohnehin drastisch abgenommen. Im September legte der Credit-Markt noch eine dreiwöchige Rally hin, im Oktober war es noch eine Woche. Mittlerweile kann schon nicht mehr von einem Tag gesprochen werden. Gewinne sind schon zum Handelsende aufgezehrt, so war es zumindest bei den jüngsten Maßnahmen.

Denn die Zinssenkungen helfen nicht aus der Krise. Das zeigt sich am Beispiel der halbstaatlichen Hypothekenrefinanzierer wie Fannie Mae, die ein enormes Volumen der US-Hypotheken schultern. Ihre gesamten Refinanzierungskosten sind trotz der enormen Leitzinssenkungen und der Flucht in Qualität, die auch die Staatstitel-Renditen nach unten getrieben haben, in etwa gleich geblieben, von kräftigeren Tagesbewegungen einmal abgesehen. Denn die Investoren verlangen saftige Risikoaufschläge, wenn die Institute ihr Hypothekenmaterial an den Märkten platzieren wollen oder sich auch in der ungedeckten Refinanzierung Kapital beschaffen möchten. Deshalb kann höchstens noch ein kleiner Teil der Zinsrückgänge an die Hypothekarkreditnehmer weitergereicht werden, wenn überhaupt. Das Resultat: Die Zinssenkungen greifen nicht.

Mit Spannung werden die Akteure verfolgen, welche Maßnahmen zur Bewältigung der Krise Fed-Chef Bernanke noch ergreifen wird. Jüngst hatte er auch noch die Qualitätskriterien für Bonds aufgeweicht, die bei der Fed gegen US-Staatsanleihen eingereicht werden können. Die Fed übernimmt damit Kreditrisiko, wenn auch nur temporär. Aber was tut sie, wenn auch das wirkungslos bleibt? Die Bonitätskurve herunterrutschen und nicht nur vermeintliches Triple-A, sondern auch AA-, Single-A-Bonds oder gar BBB-Titel hereinnehmen? Und was passiert, wenn die Banken am Ende der Laufzeit des Geschäftes nicht mehr in der Lage sind, die Bonds zurückzunehmen? Eine Bad Bank auf der Bilanz der Fed - das wär's!

Quelle: Börsen-Zeitung (von Kai Johannsen)

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