Südwest Presse: Kommentar zu Strompreis
Archivmeldung vom 19.10.2005
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.10.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Argumentation des Mannheimer Energieversorgers MVV ist so undurchsichtig und nicht einleuchtend wie die der gesamten Strombranche. "Unsere Strompreise", sagen die Badener, "halten einer gerichtlichen Prüfung stand." Da drängt sich automatisch die Frage auf, wieso sie, wenn sie denn schon so ein reines Gewissen haben, ihre Kalkulation nicht offen legen, sondern eine Art Staatsgeheimnis daraus machen.
Ein solches Verhalten wäre in einem funktionierenden
Markt zu verschmerzen, weil die Kunden leicht auf einen anderen
Anbieter wechseln könnten.
Der Strommarkt funktioniert aber nicht, zumindest nicht so. Von Mitte
nächsten Jahres an spielt die Welt sowieso anders, weil dann die
Preise einer Überprüfung der Bundesnetzagentur Stand halten müssen.
Und dennoch hat das Urteil des Bundesgerichtshofes grundsätzliche
Bedeutung: Es legt nämlich dar, dass in einem abgeschotteten Markt
nicht das Prinzip des Stärkeren, sondern das des Nachvollziehbaren
gilt. Überall dort, wo Monopolisten oder Oligopolisten auftreten,
müssen sie künftig erklären, nach welchen Kriterien und aufgrund
welcher Faktenlage sie ihre Preise kalkuliert haben. Der BGH hat
damit den Wettbewerb gestärkt und den Verbrauchern einen großen
Dienst erwiesen. Illusionen sollte man sich freilich keine machen.
Die Strompreise werden nicht von heute auf morgen sinken.
Quelle: Pressemitteilung Südwest Presse