Rheinische Post: EU-Farce
Archivmeldung vom 17.05.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Vorbereitungen für den geplanten EU-Beitritt von Rumänien und Bulgarien sind eine einzige Farce. Es war ein grober Fehler der europäischen Staats- und Regierungschefs, den beiden Kandidaten den 1. Januar 2007 als konkretes Aufnahmedatum zu nennen - dieser Automatismus lässt den Aspekt der tatsächlichen Beitrittsreife völlig außer Acht.
Das Ergebnis dieser Vogel-Strauß-Taktik liegt nun schwarz
auf weiß vor. Die EU-Kommission hat die beiden Bewerber auf Herz und
Nieren geprüft. Fazit: Beide Länder haben beachtliche Reformen
durchgestanden aber die Zahl der Mängel bleibt ebenso lang. Da aber
nicht sein kann, was nicht sein darf, sah sich die EU-Kommission dazu
gezwungen, die entscheidende Frage nach der Beitrittsfähigkeit mit
einem halbherzigen "Ja, aber" zu beantworten.
Im Herbst soll die endgültige Entscheidung fallen. Der Kommission ist
somit ein diplomatisches Kunststück gelungen: Sie hat ein für alle
Seiten gesichtswahrendes Gutachten erstellt, das, zumindest
vordergründig, auch dem Bedürfnis der EU-Bürger nach mehr Strenge bei
der Aufnahme neuer Länder Rechnung trägt. In Wahrheit handelt es sich
jedoch nur um eine Fleißarbeit ohne politischen Wert. Die EU ist in
einem kritischen Zustand.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post