WAZ: Wasser auf dem Mars: Faszination und Macht
Archivmeldung vom 08.12.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.12.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIch schlage einen langfristigen Plan vor: Zurück zum Mond und diesmal, um zu bleiben", sagte Präsident Bush. "Und dann eine Reise zu einem anderen Planeten, eine bemannte Mission zum Mars." Es war Bush Senior, der diese Rede hielt, 1989, zum 20. Jahrestag der ersten Mondlandung.
15 Jahre später hielt sein Sohn
George W. eine Rede fast identischen Inhalts. Er kündigte ein
Raumfahrtprogramm an, das bis 2024 den Bau einer Mondbasis vorsieht
als Außenposten für die "Erschließung des Weltraums", für bemannte
Flüge zum Mars.
Seit den ersten Erkundungsmissionen in den 70er Jahren hat sich
unser Wissen über den Mars wesentlich erweitert. Immer ging es um die
Suche nach Spuren von Wasser und Leben. Derzeit umkreist die Sonde
Mars Express den Planeten und schießt mit einer in Deutschland
entwickelten Stereo-Kamera spektakuläre dreidimensionale Bilder von
der Oberfläche - Vorraussetzung für eine zukünftige Landung.
Dass nun neue Belege für die Existenz flüssigen Wassers
vorliegen, beflügelt die Fantasie der Wissenschaftler. Schon seit
Jahren vermuten sie möglicherweise gewaltige Vorkommen gefrorenen
oder flüssigen Wassers unter der staubigen Mars-Oberfläche. Es könnte
durch Beben nach oben gelangt sein, wo es gefror oder wegen des
geringen atmosphärischen Drucks schnell verdampfte. Das wirft Fragen
auf, ob es einmal Leben gegeben hat, wie lange es überdauerte, warum
es wieder verschwand oder ob es womöglich Nischen gibt, in denen
Lebensformen, geschützt vor kosmischer Strahlung, noch vorhanden
sind? Wir wissen heute noch nicht, ob es nur auf der Erde Leben gibt,
ob es sich hier "von selbst" entwickelte oder ob die ersten
Grundbausteine dafür durch einen Meteoriten von einem anderen
Himmelskörper kamen. Wissenschaftler schließen nicht aus, dass
organische Moleküle im Bauch eines Meteoriten eine Reise durch das
All überstehen könnten.
So viele Fragen sich stellen, so groß ist die Faszination, die der Rote Planet ausübt. Nur, was wollen die Bushs, was will der Mensch überhaupt auf dem kalten Mars? Fest steht, der Nasa geht es nicht um den Bau eines Traumschiffs für romantische Marsreisen. Es geht um handfeste nationale Interessen, um die Entwicklung von Technologie, um Arbeitsplätze, um technologische Führung, um wissenschaftlichen Fortschritt, um die Vormachtstellung im Weltraum, um globale Politik und, nicht zu vergessen, um den Nationalstolz. Und um diesen zu kitzeln, ist die Raumfahrt seit Sputnik bestens geeignet.
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung