WAZ: Sex und die deutsche City
Archivmeldung vom 27.05.2010
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.05.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs kann schon tröstlich sein, die richtigen Schuhe zu finden, wenn es fast un-möglich ist, den richtigen Kerl fürs Leben zu finden. In einem Universum aus sprunghaften Jungspunden, neurotischen Mittdreißigern und reifen Männern mit zu vielen Haaren auf dem Rücken wiegt gescheite Mode doppelt.
Und die unerschütterliche Beziehung zu drei Freundinnen, mit denen man in schicken Bars über die schönsten Dinge dauerschnattern kann, weil man unendlich viel Zeit hat: Liebhaber, Träume, Enttäuschungen, begehbare Kleiderschränke. Man hat einander, während die Männer kommen und gehen.
Das spiegelt zwar nicht gerade die Lebenswelt der deutschen Durchschnittsfrau, erklärt aber gerade deshalb auch hierzulande die ungebremste Lust auf ein Seriending wie "Sex and the City", das nun zum zweiten Mal auf Kinoformat aufgeblasen wird.
Emanzipation und hohe Absätze schließen sich zwar nicht aus, doch dass Einkaufsorgien und derbe Dialoge über sein Ding als Ausdruck neuen weiblichen Selbstbewusstseins herhalten sollen, gibt uns Männern seit Jahren genügend Anlass, über diese Fernseh-Barbies zu lästern. Zumal ihre ewige Suche nach dem Richtigen ja nicht gerade revolutionär wirkt. Aber vielleicht hat sich so viel auch gar nicht geändert. Schon mal einen Blick auf die Flirtseiten im Internet geworfen?
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung