Lausitzer Rundschau: Die Verfehlung des Weltbank-Präsidenten Wolfowitz: Von Washington gelähmt
Archivmeldung vom 14.04.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs mutet bei dem früheren Treiben des Paul Wolfowitz wie ein Treppenwitz an, dass der Mann jetzt über eine von ihm selbst verfügte saftige und ungerechtfertigte Gehaltserhöhung für seine Freundin stolpern könnte.
Wolfowitz hatte zuvor als wichtigster
Mitarbeiter des damaligen Pentagon-Chefs Donald Rumsfeld großen
Anteil an einer Politik, die zu den täglichen Blutbädern im Irak
führte. Dass er dennoch auf den Sessel des Weltbank-Präsidenten
wechseln durfte, verdankt er vor allem der Sturheit des
US-Präsidenten George W. Bush. Wolfowitz wurde befördert, weil nicht
eingeräumt werden konnte, dass der Irak-Krieg in ein Fiasko mündete.
Jetzt hat der Mann immerhin einen Fehler zugegeben. Die Begünstigung
der Freundin passt ja auch schlecht zu seinen Sprüchen über die
Bekämpfung der Korruption. Er zieht daraus allerdings noch nicht die
Konsequenzen. Und da der Stuhl des Weltbank-Chefs traditionell vom
Weißen Haus besetzt wird und die USA bei den Stimmrechten über eine
Sperrminorität verfügen, hat Wolfowitz gute Chancen, weiter amtieren
zu dürfen. Die Affäre passt so gesehen gut zu den Bemühungen der
Bush-Regierung, internationale Organisationen zu ignorieren oder aber
lahm zu legen.
Dabei hätte die Bank, die Jahr für Jahr weit mehr als 100 Milliarden
Dollar bewegt, durchaus die Möglichkeit, einen bedeutenden Beitrag
zur Armutsbekämpfung und zu einer durchdachten Entwicklungspolitik zu
leisten. Mit ihrer Hilfe wäre es beispielsweise auch leichter, Länder
an der Schwelle zu einer modernen Industriegesellschaft zur Reduktion
der Treibhausgas-Emissionen zu bewegen.
So lange allerdings die Aktionen der Bank den Interessen der
jeweiligen US-Regierung untergeordnet sind, wird ein Rücktritt von
Wolfowitz wenig bewirken. Erst der Wechsel im Weißen Haus kann einen
neuen Kurs erzwingen. So gesehen sollte der Mann im Zwielicht gerne
bleiben und dann 2010 seinen Sessel räumen. Ein anderer,
wahrscheinlich genauso fragwürdiger Vertrauter von Bush, würde nur
zwei weitere Jahre den Neuanfang erschweren.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau