Neues Deutschland: Feinsinniger Freund
Archivmeldung vom 20.04.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs ist nicht leicht dieser Tage, Staatschef zu sein. Ständig muss man diesem Barack Obama hinterherrennen, um etwas von seinem Glanz auf sich scheinen zu lassen. Das macht jetzt sogar Hugo Chávez, der wie so viele seinen Lieblingsfeind George W. Bush verloren hat.
Da gibt ihm Obama die Hand, und schon ist der Venezolaner gerührt ob der »feinsinnigen Geste«. Er hätte ihn gern als Freund. Das hat er zwar auch zu Bush gesagt, doch dessen Botschafter jagte er aus dem Land. Nun dürfen die Diplomaten wiederkommen. Er wolle nicht mehr dominieren, sondern zuhören und lernen, erklärte Obama. Außerdem bekunden die USA den Willen zur Annäherung gegenüber Kuba. Ach, wie sympathisch, da wird selbst ein Chávez weich. So einen netten Gentleman muss man einfach mögen, schon weil einen sonst die eigenen Wähler nicht mehr mögen. Dieses peinliche Politspiel führten schon Merkel, Sarkozy und Co. in London und Straßburg auf. Dabei besticht Obama weiterhin mehr mit Worten als mit Taten. Der Abzug der Soldaten aus Irak vollzieht sich langsamer als versprochen. In Guantanamo wird weiter gefoltert, so Anwälte der Gefangenen. Und das Embargo gegen Kuba, das noch immer nicht in die Organisation Amerikanischer Staaten zurück darf, hat nach wie vor Bestand. Resultate zu fordern ist eben nicht leicht, wenn jemand so feinsinnig Hände schütteln kann.
Quelle: Neues Deutschland