WAZ: Schwarze Schafe auf dem Ökohof
Archivmeldung vom 12.05.2010
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.05.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs heißt Abschied nehmen von der Vorstellung, dass in der Biobranche, die so hohe ethische Ansprüche an ihre Produkte stellt, nicht geschwindelt und betrogen wird.
Mit dem Boom kam der Schmu. Und mit dem Einstieg der Discounter stiegen die Probleme, den Bedarf an ökologisch erzeugten Lebensmitteln zu decken. "Kauf regional!" hieß es früher. Heute beziehen manche Ökohöfe ihr Futtermittel nicht mehr von nebenan, sondern lassen es aus der Ukraine einfliegen, wie der aktuelle Fall der mit Dioxin verunreinigten Eier zeigt.
Einen flächendeckenden Bio-Betrug aber gibt es nicht. Öko-Produkte sind immer noch die am gründlichsten untersuchten Lebensmittel. Das gilt allerdings nicht für die Betriebe, in denen sie hergestellt werden. Dort müssen die Kontrollen verbessert werden, müssen die Warenströme der Großbetriebe besser durchleuchtet werden.
Wirklich alles bio? Diese Zweifel belasten eine Branche, die durch Einzelfälle in eine Glaubwürdigkeitskrise zu stürzen droht. Wenn konventionelle Produkte kurzerhand umdeklariert und mit dem erschwindelten Bio-Gütesiegel zum doppelten, dreifachen Preis verkauft werden, dann ist das Vertrauen der Verbraucher verloren. Deswegen nimmt die Biobranche die Betrugsfälle so ernst. Es ist der Verrat an der gemeinsamen Sache.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung