WAZ: Opel und die Wahrheit
Archivmeldung vom 24.04.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIch möchte kein Arbeiter am Band in Bochum sein, kein Opel-Verkäufer, und bei einem kleinen Zulieferer, der etwa Auspufftöpfe für den Astra baut, möchte ich auch nicht beschäftigt sein. Die ständig aufs Neue geschürte Angst um den Arbeitsplatz, sie ist schlimmer als der Arbeitsplatzverlust selbst. Sie zerstört.
Aber die Arbeiter am Band, die Verkäufer, sie werden noch wochenlang immer wieder lesen müssen: Der interessiert sich für Opel. Der auch. Der nicht. Der nicht mehr. Und jedes Mal werden die Gründe für jedes Ja, Nein oder Vielleicht hin- und hergewendet.
Das höhlt die Menschen aus. Und es macht sie wütend. Nur noch mit knapper Mehrheit haben die Bochumer Opelaner einer Tarifkürzung zugestimmt, um zum Erhalt ihrer Firma beizutragen.
Opel wird dieses Wahljahr überleben. Opel wird Geld vom Staat und einen Partner bekommen. Und Sparpläne. Aber Opels Schicksal entscheidet sich endgültig erst in drei, vier Jahren.
Selbst wenn es gut geht: Nichts wird dann mehr so sein, wie es einmal war. Langsam wird es Zeit, diese Wahrheit nicht mehr in dünne Scheiben zu schneiden.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Gerd Heidecke)