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Westdeutsche Zeitung: Dollar bringt Wirtschaft aus dem Takt

Archivmeldung vom 15.03.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.03.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Verbraucher spüren es täglich: Die Heizölrechnung ist astronomisch hoch, die Tankfüllung teuer wie nie und selbst der Kaffee wird immer kostspieliger. Da kann es nur wenig trösten, wenn Gold ebenfalls wertvoller wird. Die wenigsten Haushalte haben Barren oder Krügerrands im Safe. Und beim Schmuck spielt der Goldanteil nur eine untergeordnete Rolle.

Schuld an allem ist der rasante Wertverfall des Dollar, den die Amerikaner nicht in den Griff bekommen. Vielleicht wollen sie das angesichts ihrer enormen Defizite auch gar nicht. Die Staatsanleihen verlieren an Wert. Dann stottert die übrige Welt mit ihren härteren Währungen einen Teil der amerikanischen Schulden ab. Seit der Krise am US-Immobilienmarkt vergeht kaum ein Tag ohne neue Horrormeldungen aus den USA. Und in Europa müssen deswegen Banken einen Teil ihrer faulen Kredite abschreiben. Der Euro ist auf nie dagewesenem Erfolgskurs - aber zu welchem Preis. Er ist inzwischen Reservewährung für alle, die aus dem Greenback aussteigen. Wegen des zu hohen Geldzuflusses und der explodierten Rohstoffpreise lässt sich die Inflation kaum noch im Zaum halten. Da gleichzeitig die Weltwirtschaft lahmt und die Exporteure ihre Waren im Dollarraum nur mit Verlusten losschlagen können, geht das Wachstum zurück. Schlimmeres könnte noch bevorstehen: die Stagflation, also kein Wachstum bei weiter steigenden Preisen. So weit muss es nicht kommen - das wissen auch die Amerikaner, die ihrerseits eine Rezession fürchten. Entsprechende Konjunkturprogramme sind in den USA aufgelegt. Die entpuppen sich aber meist als Strohfeuer, und falls sie wirken, dauert es Monate, bis etwas Positives festzustellen ist. Als erstes sollten die Amerikaner versuchen, wieder zu ihrem Dollar zu stehen, und das der Welt auch unmissverständlich klar machen. Allein mit Worten lässt sich der Wechselkurs positiv beeinflussen. Zur Zeit will das aber offenbar niemand. Die US-Wirtschaft ist teilweise auch durch die Präsidentschaftswahlen gelähmt. Niemand wagt mehr einzugreifen. Und niemand weiß, wie tief die Hypothekenkrise noch geht. Einige sehen erst die Spitze des Eisbergs. Gestern stand der erste Milliarden-Fonds vor dem Aus. Das verheißt für den Dollar-Kurs nichts Gutes. Er wird noch weiter fallen.

Quelle: Westdeutsche Zeitung (von Ingo Faust)


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