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WAZ: Europa und der Pfusch am Bau

Archivmeldung vom 05.10.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.10.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

In turbokapitalistischen Zeiten kommt es nicht allzu oft vor, dass Arbeitnehmer und Aktionäre an einem Strang ziehen. Im Falle von Hochtief allerdings liegen die Gründe für eine gemeinsame Ablehnung der Übernahmepläne des spanischen Baukonzerns ACS auf der Hand. Erstens hätte ACS als Großaktionär jahrelang gemeinsame Projekte im Hochtief-Aufsichtsrat anschieben können, hat es aber nicht. Warum plötzlich jetzt?

Zweitens hat ACS immer behauptet, keine Mehrheit anzustreben. Woher der Sinneswandel? Drittens ist ein Angebot unter dem Börsenpreis kein Angebot, sondern eine Finte. Viertens ist allzu offensichtlich, dass die Spanier ihre Schuldenbilanz mit den soliden Hochtief-Zahlen aufpäppeln wollen, um ihre Zukaufabsichten bei dem spanischen Energiekonzern Iberdrola möglich zu machen. Fünftens hat sich ACS in früheren Fällen nicht an Versprechen gehalten und den spanischen Baukonzern Dragados übernommen - und zerlegt. Wer einmal lügt, dem glaubt man (auch die Versprechungen zum Erhalt der Arbeitsplätze) nicht. Der deutsche Eon-Konzern scheiterte bei der Endesa-Übernahme an der spanischen Politik; umgekehrt soll ein spanischer Konzern, indirekt groß geworden durch deutsche EU-Steuergelder, Hochtief plündern dürfen? Wenn so das europäische Haus aussieht, ist reichlich Pfusch am Bau zu beklagen.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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