Neues Deutschland: zu Äußerungen von Deutsche-Bank-Chef Ackermann
Archivmeldung vom 07.04.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt»Wir sitzen alle in einem Boot.« Immer wenn Politiker oder Wirtschaftsbosse sich dieser Metapher bedienen, ist Vorsicht geboten. So auch im Falle des Deutsche-Bank-Chefs Josef Ackermann. Dieser beschwor die Leser einer Boulevard-Zeitung, zu ihm ins sinkende Boot zu steigen.
Bleibt nur zu hoffen, dass niemand seiner Aufforderung folgt. Denn wir sitzen eben nicht im selben Boot wie Herr Ackermann. Wenn wir hier schon Metaphern gebrauchen, dann bleiben wir ruhig beim Boot. Herr Ackermann sitzt derzeit in einem Kahn, der Leck geschlagen ist und seine besten Zeiten längst hinter sich hat. Als es noch gut lief, da ließ Kapitän Ackermann einen Teil seiner Mannschaft von Bord werfen, um schneller in den erhofften Renditehafen zu gelangen. Geblendet von der Aussicht auf riesige Profite, die er nie mit uns geteilt hätte, ging er fragwürdige Deals mit amerikanischen Kapitänen ein. Ackermann verhökerte Rettungsringe und Schiffsinventar, um seinen Reeder, einen gewissen »Shareholder Value«, zu besänftigen. Nun läuft das Boot voll Wasser, die Rettungsringe sind weg und die »sozialen Spannungen« an Bord könnten sich demnächst in einer Meuterei entladen. Getragen von der Hoffnung, wir würden ihm helfen, seinen Kahn wieder flott zu machen, will der Banker, dass wir zu ihm ins Boot steigen. Nein danke, Herr Ackermann, wenn Ihr Piratenschiff untergeht, dann wollen wir nicht an Bord sein.
Quelle: Neues Deutschland