Westdeutsche Zeitung: Die Steilvorlage der Handball-Weltmeister verwandeln Deutschland ist überreif für Olympia
Archivmeldung vom 05.02.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Frage nach der Olympiareife braucht sich Deutschland spätestens seit der Fußball-WM 2006 nicht mehr zu stellen. Die gigantische Sportbegeisterung, die auf die Weltreiterspiele in Aachen, die Hockey-WM in Mönchengladbach sowie auf das Weltfest des Handballs hinüberschwappte, fordert ein erneutes Ringen um die Ringe heraus.
Knapp 35 Jahre nach den Spielen in
München ist es für das vereinigte Deutschland an der Zeit, sich auch
auf olympischer Ebene als weltoffenes Land zu präsentieren.
Mit IOC-Präsident Jacques Rogge konnte sich der oberste Olympier bei
der Handball-WM hautnah davon überzeugen, dass Begeisterung und
perfekte Organisation in Deutschland zu Hause sind. Keine Frage: Der
gelungene WM-Marathon liefert Thomas Bach, Präsident des Deutschen
Olympischen Sport-Bundes, beste Argumente, trotz der Pleite mit
Leipzig 2012 eine erneute Bewerbung um Olympische Spiele auf den Weg
zu bringen. Noch ist Bach unschlüssig, ob die deutschen Chancen eher
bei Sommer- oder vielleicht doch bei Winterspielen größer sind. Mutig
wäre allerdings die Doppel-Kandidatur einer Stadt, für die München im
Gegensatz zu den Mitbewerbern Hamburg und Berlin prädestiniert wäre.
Dieser Schachzug brächte im langfristigen Bewerbungsprozess nicht nur
finanzielle Synergieeffekte mit sich. Vor allem könnte so der
drohende Streit zwischen den Wintersport- und
Sommersportverbänden verhindert werden. Denn ohne einen
bedingungslosen nationalen Rückhalt ist jede Bewerbung aussichtslos.
Positive Vorleistungen wurden indes genügend erbracht. Als beste
Botschafter der olympischen Tugenden haben sich die Handballer
erwiesen. Willensstärke, Leistungsbereitschaft, Fairness, Größe in
der Niederlage - das alles hat in den letzten zwei Wochen Millionen
von TV-Zuschauern fasziniert. Ohne Zweifel ist bei Bewerbungen gegen
andere Weltstädte auch Ausdauervermögen gefragt. Eine Grundtugend,
die auch die Sportfans unter Beweis gestellt haben. Deren
olympiareife Begeisterung ist einer der wichtigen deutschen Trümpfe
im weltweiten Pokerspiel um die Spiele.
Der Deutsche Olympische Sport-Bund sollte aber auch wegen des
konstant positiven Auftretens seiner Aktiven die guten Karten für
eine Doppel-Bewerbung ausspielen. Denn unsere neuen Weltmeister im
Handball, Biathlon, Bobfahren und Rennrodeln haben nicht erst seit
gestern für die olympische Gastgeberrolle Deutschlands aktiv
geworben.
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Zeitung