Rheinische Post: Nervosität im Kreml
Archivmeldung vom 16.04.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittRusslands Präsident Wladimir Putin genießt Popularitätswerte, um die ihn jeder westliche Politiker beneiden muss: 80 Prozent der Russen sind mit ihm zufrieden. Selbst eine Großdemonstration von zehntausenden Oppositionellen könnte der Kreml-Herr also ganz gelassen sehen. Warum dann diese hysterische Überreaktion?
Im März 2008 sind Präsidentenwahlen. Putin würde sie auf Anhieb
gewinnen, darf jedoch ein drittes Mal nicht antreten. Deshalb tut er
alles, damit bei der Wahl seines Nachfolgers nichts schief geht.
Dabei hat das oppositionelle Bündnis "Das andere Russland" nicht
einmal Partei-Status, ihm fehlt auch eine charismatische
Führungsfigur. Doch offenbar hat der Kreml beschlossen, das
Schachgenie Garri Kasparow, politisch eher ein Leichtgewicht, zum
Staatsfeind Nr. 1 zu stilisieren.
Der russische Polizeistaat hat an diesem Wochenende sein hässliches
Gesicht gezeigt. Und wird vermutlich in den kommenden Monaten immer
nervöser reagieren. Und das Ausland wird zu der systematischen
Tilgung aller Demokratie-Überreste in Russland schweigen. Denn Europa
braucht Putin und seinen möglichen Nachfolger als angeblich
verlässlichen Partner bei der Energieversorgung.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post