Lausitzer Rundschau: Die Sperrung der Druschba-Pipeline: Was wirklich nottut
Archivmeldung vom 10.01.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSo haben wir uns das nicht vorgestellt, wenn gefordert wurde, dass Wladimir Putin endlich mit dem Diktator in der weißrussischen Hauptstadt Minsk Klartext redet. Aber eine große Überraschung ist dieser Streit zwischen dem Kreml-Herren und seinem früheren Verbündeten Lukaschenko wiederum auch nicht.
Es ist der
Geografie unseres kleinen Kontinents geschuldet, dass das Regime in
Weißrussland viele Zugänge zum großen Nachbarn im Osten blockieren
kann.
Dem Kreml jetzt deswegen das rigide, in der Sache aber
gerechtfertigte Vorgehen gegen den unberechenbaren Lukaschenko
vorzuwerfen, ist scheinheilig. Die EU kann sich bestenfalls darüber
beklagen, dass sie nicht hinreichend informiert wird.
Für die Energieversorgung Europas stellt der Ausfall der Pipeline
keine wirkliche Gefahr dar. Es gibt genügend Reserven und es gibt die
Transportkapazität, um die Raffinerien am Laufen zu halten. Der
Ölhandel reagierte jedenfalls auf die Nachrichten wesentlich
gelassener als vor jedem Wirbelsturm. Der Preis für das schwarze Gold
fiel gestern sogar.
Deswegen auch ist es gefährlich, den Streit im Osten um die Nutzung
der Pipeline jetzt politisch zu instrumentalisieren. Er taugt vor
allem nicht zur Wiederbelebung der Debatte um die Kernenergie.
Auch sollten wir uns davor hüten, die Schablonen des Kalten Krieges
hervorzuholen. Dass der Kreml auf dem Energiesektor auf Mechanismen
der Staatswirtschaft zurückgreift, mag ärgerlich sein für die
westlichen Ölkonzerne, die andere Erwartungen hatten. Aber die sind
in EU-Ländern alles andere als die Hüter des freien Wettbewerbs. Die
russische Politik wird nicht über das Beharren auf die korrekte
Abwicklung von Lieferverträgen berechenbarer. Wichtiger ist es, Putin
in aller Freundschaft beharrlich daran zu erinnern, dass die
Sowjetunion gescheitert ist, weil Diktatur und wirtschaftlicher
Erfolg nicht dauerhaft zueinanderfinden.Die Pipeline wieder zu
öffnen, wird dem Kreml leicht fallen. Die Medien zu öffnen für eine
offene Diskussion aber ist auch für uns das allemal Wichtigere.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau