Lausitzer Rundschau: Wegfall der Grenzkontrollen
Archivmeldung vom 21.12.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWer in den vergangenen Tagen mit dem Auto in der Lausitz unterwegs war, dem dürfte es nicht entgangen sein: Die Polizei zeigt demonstrativ Präsenz, kontrolliert zunehmend nicht nur in absoluter Grenznähe, sondern auch im Hinterland. Es ist dies wohl auch eine Reaktion auf Ängste in der Bevölkerung, der Wegfall der Grenzkontrollen in der vergangenen Nacht werde unweigerlich zu einer massiven Zunahme der Kriminalität in der Region führen.
Und Warnungen wie die der Gewerkschaft der Polizei, die Erweiterung der Schengenzone komme viel zu früh und Deutschland sei darauf nicht vorbereitet, tragen auch nicht gerade dazu bei, Befürchtungen zu zerstreuen, hier werde dem Verbrechen fahrlässig Tür und Tor geöffnet. Im Gegenteil. Sie sind zweifellos ernst zu nehmen, die Warnungen ebenso wie die Ängste. Tatsächlich besteht ja im Spannungsfeld zwischen Freiheit und Sicherheit stets die Gefahr, dass ein Mehr bei dem einen zu einem Weniger bei dem anderen führen kann. Kann, wohlgemerkt, nicht muss. Denn gerade der Prozess der europäischen Einigung hat den Bürgern vom Atlantik bis zur Ostsee unter dem Strich ein deutliches Plus sowohl an Sicherheit als auch an Freiheit gebracht. Auf einem Kontinent, auf dem Nationalstaaten jahrhundertelang erbitterte Kriege geführt haben, ist eine riesige Friedenszone entstanden. Und wenn die Ost-Erweiterung zu einem Ausgleich des Wohlstandsgefälles innerhalb der Europäischen Union führt, dann ist das langfristig der beste Beitrag für mehr Sicherheit, der sich nur denken lässt - im Osten ebenso wie im Westen. Mehr Freiheit wagen, war die Überschrift, unter die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Jahr 2005 ihre erste Regierungserklärung gestellt hat. Der Satz taugt auch als Motto des heutigen historischen Datums: Am 21. Dezember 2007 wagt Europa - wieder einmal - mehr Freiheit. Es besteht die berechtigte Hoffnung, dass sich dieses Wagnis bezahlt machen wird.
Quelle: Lausitzer Rundschau