Allg. Zeitung Mainz: Gott schütze Hessen
Archivmeldung vom 18.08.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittZyniker würden es womöglich so formulieren: Da es derzeit bei der SPD eigentlich nichts gibt, was es nicht gibt, ist nicht auszuschließen, dass Franz Müntefering Kanzlerkandidat werden soll. Realistisch betrachtet bleibt festzuhalten, dass eine SPD mit Franz Müntefering natürlich besser ist als eine SPD ohne Franz Müntefering.
Andererseits wirft es ein bezeichnendes Licht auf die Probleme der Partei, dass sie es schon als glorreiches Hoffnungsfanal feiert, wenn sich der 68-jährige ehemalige Parteivorsitzende wieder voll ins Geschehen einbringt, nachdem er aus menschlich uneingeschränkt zu respektierenden Gründen zeitweise ein wenig kürzer trat. Derweil legt sich Kurt Beck darauf fest, für die K-Frage noch in diesem Jahr einen Vorschlag zu unterbreiten. Bisher war die plausibelste und wahrscheinlichste Lösung, dass Beck Steinmeier auf den Schild heben würde. Nachdem sich der Mainzer Ministerpräsident aber die Option auf einen Wechsel in den Bundestag derart markant offenhält, ist es wieder ein Stück wahrscheinlicher geworden, dass Beck sich selbst vorschlägt. Nebenbei: Die Art und Weise, wie in der SPD vergangene Woche die ersten Meldungen über einen Beck-Wechsel nach Berlin dementiert wurden ("frei erfunden"), erscheint angesichts der neuen Sprachregelung ("Die Sache wird entschieden, wenn es an der Zeit ist") gelinde gesagt: überaus merkwürdig. Unterdessen kommt ganz allmählich ans Licht, was in Hessen gespielt werden könnte. Die Linke fordert Mitsprache beim Personaltableau der Regierung, den "Abzug von Verfassungsschützern" - was immer das bedeuten mag - und vor allem einen Stopp des Flughafenausbaus. Wenn das tatsächlich der Stoff ist, aus dem Vereinbarungen für eine Regierung Ypsilanti sind, dann empfiehlt sich, in Anlehnung an einen Ausspruch des früheren rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Bernhard Vogel, vor allem dieser Wunsch: Gott schütze Hessen.
Quelle: Allgemeine Zeitung Mainz