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Bonds setzen Meilensteine

Archivmeldung vom 14.01.2023

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.01.2023 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić

Das Jahr 2023 hat für die Bondakteure ausgesprochen gut angefangen - historisch gut muss man sagen. Denn gleich in den ersten Handelstagen des neuen Jahres wurden Meilensteine gesetzt. Um rund 40 Basispunkte sank die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe in der ersten Handelswoche und machte selbige damit zur besten Jahresauftaktwoche im Bereich der Bundestitel seit dem Jahr 1977. Niemals zuvor ließen sich mit den zehnjährigen Bundesanleihen demzufolge in der ersten Handelswoche eines Jahres stärkere Renditerückgänge und damit Kursgewinne verbuchen.

Die Emerging Markets stellten den nächsten Meilenstein auf. Staatliche Adressen und Unternehmen aus dem Bereich aufstrebender Volkswirtschaften nutzten die gute Stimmung am Markt und brachten Schuldpapiere in den ersten fünf Handelstagen, deren Gesamtvolumen sich auf rund 28 Mrd. Dollar summierte.

Wochenrekord erzielt

Da war die Eurozone verständlicherweise "gezwungen nachzuziehen", was sie in der zweiten Handelswoche des neuen Jahres denn auch tat. Am Dienstag war es so weit. In der Gemeinschaftswährung kamen an nur einem einzigen Handelstag Schuldpapiere - aus allen Emittentenbereichen zusammen - für insgesamt 38,05 Mrd. Euro. Auch das ist Rekord. Es traten an jenem Handelstag 22 Emittenten mit 27 Bondtranchen in der Gemeinschaftswährung auf. 27 Tranchen hört sich für Außenstehende des Bondmarktes vielleicht nicht nach viel an, ist aber für nur einen einzigen Handelstag ebenfalls Rekord. Und es ging munter weiter. Bereits am Donnerstag konnte der nächste Rekord am Primärmarkt der in Euro denominierten Anleihen vermeldet werden. Bis zum späten europäischen Geschäft hatten die Emittenten, die in der zweiten Handelswoche im Euro mit Bonds aufgetreten waren, laut Datenanbieter Informa Global Markets (IGM) ein Gesamtvolumen von 92,7 Mrd. Euro aufgenommen. Damit war es bereits am Donnerstag die volumenstärkste Woche am europäischen Euro-Primärmarkt seit Bestehen dieses Segments. Die Woche beschloss der Markt mit 93,45 Mrd. Euro. Der vorherige Rekord wurde in der am 14. Januar 2022 beendeten Woche registriert, als Schuldpapiere im Euro für 88,18 Mrd. Euro platziert wurden.

Aufgefallen ist am Primärmarkt auch, dass in allen Segmenten das Geschäft gut angelaufen ist. Bemerkenswert ist die hohe Nachfrage so früh im Jahr, denn traditionell befinden sich viele Anleger zu dieser Zeit noch im Urlaub, weshalb das Geschäft dann noch eher umsatzarm verläuft. In den vergangenen Jahren zeichnete sich zwar immer mehr ab, dass der Januar recht gut verläuft - auch die erste Hälfte, wie am Vorjahresrekord im Euro-Primärmarkt abzulesen ist -, dass aber gleich diese Meilensteine in wenigen Tagen aufgestellt werden, ist beachtlich. Viele Akteure gehen davon aus, dass sich auch die nächsten Handelstage am Bond-Primärmarkt aktiv gestalten, auch wenn vielleicht nicht jede Woche und schon gar nicht jeden Handelstag wieder ein Rekord zu erwarten ist.

Gut war bzw. ist die Stimmung aber nicht nur am Primär-, sondern auch am Sekundärmarkt. Inflationshoffnungen ist das Stichwort. Vor diesem Hintergrund setzten die Bundesanleihen in der zweiten Woche des neuen Jahres ihren Renditeabstieg - unterbrochen von temporären Gewinnmitnahmen - per saldo betrachtet fort. Am langen Ende, d.h. bei der 30-jährigen Bundrendite, wurde die 2-Prozent-Marke in Angriff genommen und letztlich auch geknackt. Bis auf 1,96% ging es nach unten. Und die zehnjährige Bundrendite nimmt mittlerweile auch die 2-Prozent-Marke ins Visier. Bis auf 2,06% fiel die Rendite in der abgelaufenen Woche zurück.

Inflationshoffnungen

Neue Nahrung bekamen die Inflationshoffnungen aus den USA. Anleger hatten darauf gesetzt, dass der Teuerungsdruck in den Vereinigten Staaten zum Jahresende 2022 nachgelassen hat. Manch einer hatte kurz zuvor seine Prognosen sogar auf Rückgang der Teuerung korrigiert. Und die Marktakteure wurden in dieser Hinsicht nicht enttäuscht. Um 0,1% gingen die US-Verbraucherpreise im Dezember zurück. Das befeuerte Spekulationen, dass auch die Notenbanker, allen voran die Fed, so langsam womöglich auch mal über eine Zinspause nachdenken könnten - vielleicht nicht sofort, aber doch im Jahresverlauf. Das ist Balsam für die Seele der Bondakteure, die im vorigen Jahr aufgrund der deutlichen Renditeanstiege arg strapaziert wurde. Vielleicht schwingt das Pendel 2023 am Bondmarkt ja nun zurück. Viele wünschen es sich.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Kai Johannsen

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