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WAZ: Beck kontra Müntefering: Wer ist wirklich der Sieger?

Archivmeldung vom 18.10.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.10.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Bei einem Machtkampf muss es einen Sieger und einen Verlierer geben. Das galt früher für Politiker genauso wie beispielsweise für alle Primaten, weshalb das Wort Alpha-Tier als Respektsbekundung in den allgemeinen Wortschatz aufgenommen wurde.

Während aber Affen sich in überschaubaren Verhältnissen bewegen und Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt weitgehend ignorieren, wird die Lage für menschliche Alpha-Tiere in der Globalisierung immer komplizierter. Es kann vorkommen, dass ein Sieger am Ende das Nachsehen hat und der Verlierer das bereits in der Stunde der Niederlage ahnt.

Müntefering weiß, dass die Partei im Streit um das Arbeitslosengeld ihrem Vorsitzenden Beck folgen wird, aber er glaubt an die Kraft seiner Argumente. Er will mehr in die Ausbildung und Vermittlung älterer Arbeitsloser investieren als in die Bezugsdauer von ALG I. Er hat sich nicht durchgesetzt, aber die SPD wird die Frage beantworten müssen, wie sie politische Zusammenhänge prinzipiell begreifen will.

Nach Becks Auffassung hat die Agenda 2010 viele Menschen derart überfordert, dass sie die SPD in Umfragen bestrafen. Die Linke rekrutiert ihre Anhänger vor allem unter älteren Menschen, weshalb Beck ein Signal an die Enttäuschten richten wollte: Mehr Sicherheit durch mehr Geld, fast so wie früher, vor der Agenda. Nach Müntefe-rings Auffassung hat Arbeit einen hohen Wert, weil sie Menschen mitten im Leben hält, er sieht sie nicht als Belastung, die möglichst früh abgeschüttelt werden sollte.

Die Praxis der Frühverrentung hat ein Denken befördert, in dem Ältere als weniger attraktive Arbeitnehmer aussortiert wurden. In einer alternden Gesellschaft in einem überlasteten Sozialstaat muss Politik dem gegensteuern, und das ist auch eine psychologische Aufgabe. Laut Bundesagentur für Arbeit hat sich der Aufschwung bei der Beschäftigung zu zwei Dritteln unter den über 50-Jährigen ausgewirkt. Das könnte für ein Umdenken sprechen, indem Arbeitgeber die Älteren wiederentdecken und diese sich auch gebraucht fühlen. Die Agenda, die gewiss an einigen Stellen verändert werden muss, hat zumindest hier Erfolge erzielt. Dafür, dass Arbeit angemessen bezahlt werden muss, kämpft Müntefering mit dem Mindestlohn. Auch hier ist Psychologie im Spiel, denn das Ansehen von Managern soll sich künftig auch darin bemessen, dass sie Menschen anständig bezahlen. Beck hat klar gemacht, wer das Sagen hat, aber Müntefering hat ein schlüssiges Konzept für das, was zu sagen ist. Wer also ist der Sieger?

Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung


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