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Leisetreter

Archivmeldung vom 26.08.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.08.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić

In der Benimmschule der Bankmanager wird Bescheidenheit gelehrt - oder wie sonst ließe sich die Kommunikation der DekaBank und einiger anderer Häuser deuten? Da fährt das Sparkassenhaus in einem Halbjahr mal eben ein rekordhohes Vorsteuerergebnis nahe der Milliardenmarke ein. Doch die Bank redet das Ergebnis klein. Sie verweist auf einmalige Bewertungseffekte, verzichtet auf eine Prognose für das Gesamtjahr, verweist auf allerlei Unsicherheit und meidet das Wort "Rekord". Immerhin wagt die Bank Formulierungen wie "operativ voll auf Kurs", "stabil und krisenfest" oder "sehr gutes erstes Halbjahr". Alles andere wäre auch untertrieben gewesen.

Deutsche Bankkonzerne verdienen prächtig, unruhige Kapitalmärkte und Rezessionsangst ändern daran augenblicklich nicht viel. Die Milliarde taugt wieder als gängige Einheit. Die Deutsche Bank verdient längst wieder zehnstellig und baute das Ergebnis zuletzt aus, die Commerzbank landete im ersten Halbjahr, aus der Verlustzone kommend, immerhin vor Steuern über der Milliardenmarke, der Staatskonzern KfW kratzt ähnlich wie nun die DekaBank ebenfalls an dieser Latte, die LBBW traut sich nach einem Gewinnzuwachs auf Jahressicht ein Milliardenergebnis vor Steuern zu. Es wäre nicht überraschend, bewegte sich die DZ Bank, die am Dienstag ihre Zahlen vorlegt, ebenfalls in ähnlicher Größenordnung.

Die Ergebnisse werden hier und dort in unterschiedlichen Tönen präsentiert, doch fallen gerade die Leisetreter auf. Die DZ Bank dämpfte nach einem Rekordjahr 2021 wiederholt die Erwartungen, die im öffentlichen Auftrag agierende KfW vermengte den exorbitanten Ge­winn im zweiten Quartal mit dem schwachen Jahresauftakt, die Deutsche Bank stimmt auf "herausfordernde Monate" ein. Die Branche hat ein Gespür dafür, dass in politisch wie wirtschaftlich turbulenten Zeiten markantes Selbstlob niemandem gut zu Gesicht stünde. Die Kreditwirtschaft steht seit der Finanzkrise im Ruf, in der Not auf Kosten der Gemeinschaft zu leben. Derzeit hoffen viele Häuser, die vor Jahren eingezahlte alte Bankenabgabe nach Aufbau des alternativen europäischen Systems wieder zurückzuerhalten. Hohe Gewinne sind in der Debatte nicht hilfreich.

Natürlich ist auch die DekaBank stolz. So stimmte Bankchef Stocker schon im Juli auf ein hohes Ergebnis ein und meldete sich damit vor der Konkurrenz zu Wort. Jede Bank will mit einem guten Ergebnis gesehen werden. Die Kunst liegt darin, ohne Triumphgeheul aufzufallen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Jan Schrader

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