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Börsen-Zeitung: Was für ein Kurssturz

Archivmeldung vom 16.01.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.01.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Markt hat gesprochen, und das sogar überdeutlich. Um 35% wurde die Aktie der Hypo Real Estate (HRE) abgestraft, nachdem sie einen übel schmeckenden Cocktail aus Abschreibungen auf Collateralized Debt Obligations (CDOs) und Dividendenkürzung reichte.

Nun hat der Markt, so suggeriert es ein Sprichwort, immer Recht. Dies gilt indes nur für den einen Moment der Preisfindung, im nächsten kann es sich der Markt schon wieder anders überlegt haben.

Im Fall der Münchener Immobilienbank wird von Händlern und Analysten darauf verwiesen, dass es sich bei dem nun offenbarten Abschreibungsbedarf um einen "Vertrauensbruch" handele und die Aktie wegen dieser "Überraschung" verkauft werde. Aber wer, bitte schön, hatte denn gedacht, dass die HRE nach den Abstufungen von CDOs durch die Ratingagenturen im November ungeschoren davonkommt? Kreditkrise, anybody?

Bereits im August hatte das Institut offen gelegt, über CDO-Investments von 1,5 Mrd. Euro zu verfügen. Für das dritte Quartal wurde zwar nur eine Mini-Abschreibung vorgenommen; es kann aber heute niemand behaupten, dass ihn der Korrekturbedarf von knapp 400 Mill. Euro vollkommen auf dem falschen Fuß erwischt. Dass der HRE-Vorstand die Risiken mangels Visibilität kleinredet, kann man ihm angesichts des Verhaltens der PeerGroup-Banken schwerlich vorwerfen - lediglich der konstante Verweis auf die Triple-A-Ratings der CDO-Investments war überflüssig, weil fadenscheinig.

Dass wir uns nicht falsch verstehen: Es gibt nichts zu verharmlosen, aber sehr wohl die Relationen zu berücksichtigen. Während die HRE (ohne Marktpreise als Richtschnur) gut ein Viertel ihres CDO-Bestands abschreibt und kein frisches Kapital aufnimmt, verdampfen bei der Citigroup gut 12 Mrd. Euro (18 Mrd. Dollar), und es werden knapp 10 Mrd. Euro Kapital zugeführt, auch die Dividende wird um 41% gekappt. Ergebnis: Die Aktie verliert 7%.

Die um zwei Drittel gekürzte Dividende ist auch die eigentliche Hiobsbotschaft für HRE-Aktionäre. Vorstandschef Georg Funke will das Kapital (200 Mill. Euro) in der Bank halten, um Chancen im Neugeschäft zu nutzen - schade, dass die Bank hier keine Reserven besitzt. Die Margen sind übrigens steigend. Mal schauen, was die restlichen Banken bei ihren vorläufigen Zahlen berichten werden.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Björn Godenrath)

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