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WAZ: Sozial-Spannerei

Archivmeldung vom 11.10.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.10.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Geschichte des privaten Fernsehens ist immer eine Geschichte der Tabubrüche gewesen. Die nackten Früchtchen, die im Auftrag von RTL auf Quotenfang gingen, lösten einst noch Debatten um die guten Sitten aus. Mit dem Wissen, was die Sender heutzutage verbrechen, bleibt "Tutti Frutti" als reizender Blödsinn in Erinnerung.

Im täglichen Sozial-Spanner-Programm werden Frauen getauscht, Kinder vermöbelt, Hässliche umoperiert, Schwiegertöchter gesucht, Bauern verkuppelt, Messi-Wohnungen entrümpelt, und wenn das nicht langt, begleiten wir ein tätowiertes Ehepaar aus Sachsen-Anhalt in den Swingerclub. Im Konkurrenzkampf werden die Fälle immer drastischer, die Teilnehmer immer verzweifelter, und sei es nur im Kampf mit dem deutschen Hauptsatz. Es gilt, den Gaffer bis zur nächsten Werbeunterbrechung bei Laune zu halten.

Die Hemmschwelle derer, die sich für eine Handvoll Dollar zum Deppen machen und sich einer gackernden Meute auf den heimischen Sofas zum Fraß vorwerfen, ist längst unterhalb der Wahrnehmungsgrenze angelangt. Man fragt sich: Wie leben die Leute eigentlich weiter? Ein paar wenige profitieren sogar von ihrem Auftritt. Wie tröstlich.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)

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