WAZ: Chinas Geschäfte ohne Skrupel
Archivmeldung vom 30.06.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas ist China: Am Dienstag freundlich empfangen auf dem roten Teppich in Berlin, am Mittwoch Gastgeber für einen mutmaßlichen Kriegsverbrecher. Der sudanesische Präsident Omar al Baschir wird mit internationalem Haftbefehl gesucht. Er soll sich für die Massenmorde in Darfur vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag verantworten. Die Regierung in China stört das nicht.
Sie macht Geschäfte. Mit eiskaltem Kalkül und ohne Rücksicht auf Verluste. Wenn also China den Euro stützt und den Import von deutscher Spitzentechnologie fördert, dann verspricht sich die Regierung davon Vorteile - wirtschaftlich und politisch. Das Reich der Mitte kauft sich die Welt. Macht und Einfluss wachsen. Ohne Peking, hat Außenminister Westwelle gesagt, könne kaum ein großes Problem in der Welt gelöst werden. Was aber, wenn China immer öfter Teil des Problems wird? Der als "Freund und Bruder" empfangene Baschir verfügt eigentlich gar nicht mehr über die Ölquellen, über die er mit China Verträge abgeschlossen hat. Die Ölvorkommen liegen im Südsudan, der im Juli als unabhängiger Staat 193. Mitglied der Weltgemeinschaft wird. Die Grenzziehung zum von Baschir regierten Norden und damit der Zugang zu den Ölvorkommen ist umstritten. Sie könnte schon bald zu ei-nem neuen Krieg führen, bei dem China dann ganz eigene Interessen haben wird.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)