Rhein-Neckar-Zeitung, Heidelberg, zu: HRE
Archivmeldung vom 11.04.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWillkommen im Kasino Hypo Real Estate. Mit dem Übernahmeangebot des Bundes geht der Kampf ums Überleben bei dem angeschlagenen Immobilienfinanzierer in eine weitere Runde und verkommt immer mehr zu einem Spiel für Zocker.
Am 9. März war die HRE-Aktie noch 62 Cent wert, jetzt bekommen Aktionäre mehr als das Doppelte geboten, wenn sie ihre Anteile an den Bund verkaufen - 100 Prozent Rendite in vier Wochen. Unter normalen Umständen würde sich darüber niemand aufregen, doch in der HRE stecken Milliarden deutscher Steuergelder. Ohne diese wären die Münchner längst nicht mehr lebensfähig, ein realer Gegenwert existiert nicht. Der widerspenstige Großaktionär J.C. Flowers setzt genau auf diese Karte. Dahinter steckt die nicht unbegründete Annahme, dass das HRE-Papier nach dem Einstieg des Staates Boden gut machen wird. Über eine Milliarde Euro hat Flowers am Roulettetisch der HRE in den Sand gesetzt. So ein Mann ist unberechenbar und lässt sich nicht mit 1,39 Euro pro Aktie locken. Aber auch die Bundesregierung könnte sich am Ende ganz schön verzocken. Käme es wirklich zu einer Enteignung, hat die von Flowers angedrohte Klage nach Ansicht von Experten keine schlechten Aussichten. Zu stark ist das Gesetz auf den Einzelfall HRE zugeschnitten. Dann würden die Karten neu gemischt.
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung