Allgemeine Zeitung Mainz: zur Bahn
Archivmeldung vom 01.04.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.04.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBetriebswirtschaftlich mag die Bahn den Streik der Lokführer im vergangenen Jahr gut verkraftet haben, ihr Image aber hat stark gelitten. Die Arbeitsniederlegungen haben Fahrgäste und Unternehmen verunsichert und verärgert; ob der Streik mehr Kunden und damit Geschäft gekostet hat als bislang erkennbar, wird sich jedoch erst in diesem Jahr zeigen.
Vorstandschef Mehdorn setzt nach der zurückliegenden Keilerei mit der Gewerkschaft der Lokführer jedenfalls alles daran, den Ruf des Unternehmens nicht weiter zu beschädigen. Dass die Fahrpreise in diesem Jahr stabil bleiben sollen, hat sicherlich auch damit zu tun. 2009 allerdings müssen die Kunden wohl mit Aufschlägen rechnen. Die Bilanz, die Mehdorn gestern vorgelegt hat, ist zweifelsfrei eine gute Empfehlung für einen Börsengang. Dass Teile der Bahn bereits im Herbst den Weg aufs Parkett finden, dürfte allerdings ein frommer Wunsch bleiben. Denn dazu müsste die Große Koalition in Berlin die Weichen jetzt zügig stellen. Doch Union und SPD sind von einer gemeinsamen Linie noch weit entfernt. Politiker in Bund und Ländern müssen sich endlich entscheiden, was sie eigentlich wollen: Einen weltweit agierenden Logistik-Konzern, der sich am Kapitalmarkt frisches Geld besorgen kann, dafür aber strikt renditeorientiert handelt, oder ein Staatsunternehmen, das seinen Auftrag - die Versorgung in der Fläche, auch wenn die nicht kostendeckend zu gewährleisten ist - weiter in den Mittelpunkt stellt. Mehdorn hat durch seinen Kurs längst Fakten geschaffen. Eine Rückfahrt würde der Bahn schwer schaden.
Quelle: Allgemeine Zeitung Mainz