Lausitzer Rundschau: Wer will die DDR zurück?
Archivmeldung vom 27.06.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittHeute, 20.Jahre nach dem Mauerfall, haben Umfragen zur DDR-Bewertung Konjunktur. Und schnell sind "ostalgische" Schlussfolgerungen gezogen. So auch bei der jüngsten Emnid-Erhebung im Auftrag des Ostbeauftragten der Bundesregierung, Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD).
Generelle Aussage: Die Ostdeutschen beurteilen die DDR mehrheitlich positiv. Angeführter Beleg: 49.Prozent der Befragten meinten, die DDR habe "mehr gute als schlechte Seiten" gehabt. Weitere acht Prozent vertraten die Ansicht, man habe in dem SED-Staat glücklicher und besser gelebt als heute. Aber heißt dies nicht eigentlich: Nur etwas mehr als jeder zwölfte will die DDR zurück, wenn überhaupt. Und - bedeutet die Aussage, die DDR habe mehr gute als schlechte Seiten gehabt, wirklich eine Verklärung der Diktatur im Arbeiter- und Bauernstaat? Wohl kaum, denn der persönliche Rückblick speist sich natürlich prägend aus dem persönlichen, privaten Umfeld, aus Familie und Freunden. Also Umständen, die überwiegend systemunabhängig sind. Wer nicht an Grenzen des Systems stieß oder rüttelte, erfuhr viele der dunklen Seiten der Diktatur erst im Nachhinein. Und lebt heute im Widerspruch zwischen rational vermittelter Theorie und emotional erlebter Praxis. Der Philosoph Richard Schröder fasste dies in den Worten zusammen: "Ostdeutsche können durchaus stolz darauf sein, was sie unter den Bedingungen der Diktatur geleistet haben, aber sie können doch nicht stolz sein wollen auf diese erschwerenden Bedingungen." Wer oder was war die DDR wirklich? Diese Frage wird wohl jeder, der sie erlebt hat, für sich anders beantworten.
Quelle: Lausitzer Rundschau