Rheinische Post: US-Vorurteile
Archivmeldung vom 27.07.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWas hat sich nicht alles geändert im Zentrum der Macht. Ein Präsident mit dunkler Haut, die First Lady die Urenkelin afroamerikanischer Sklaven - welche Symbolik! Doch das heißt nicht, dass im US-Alltag alles verflogen ist, was auf alten Vorurteilen beruht.
Polizei und Justiz behandeln schwarze Amerikaner noch immer entschieden härter als weiße. Sie werden häufiger angehalten, schneller ins Gefängnis gesteckt, öfter zu langen Haftstrafen oder gar zum Tode verurteilt. Die Klage darüber ist berechtigt. Entscheidendes hat sich noch nicht geändert. Es dauert, das hässliche Erbe des Rassismus zu überwinden. Kein Wunder also, dass es sofort Emotionen aufwühlt, wenn ein weißer Polizist einen schwarzen Professor in Handschellen abführt. Vor dem Haus des Gelehrten, herbeigerufen von Nachbarn, die einen Einbrecher vermuten. Der Haken ist, dass der konkrete Fall das Klischee nicht recht bedienen will. Nach allem, was man über den Ordnungshüter weiß, ist ihm weißer Dünkel fremd. Viele haben vorschnelle Schlüsse gezogen, auch der Präsident, der empört von einer Dummheit sprach. So ist es letztlich ein lehrreiches Kapitel: Erst einmal genau zuhören, statt gleich nach den alten Schablonen zu greifen.
Quelle: Rheinische Post