LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Irak-Geiseln
Archivmeldung vom 10.04.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittZumindest ein Lebensszeichen. Nicht mehr und nicht weniger ist das nunmehr vierte Video, das die Entführer der beiden sächsischen Geiseln der Welt präsentieren. Ein Hoffnungszeichen ist die Botschaft allein deswegen, weil sie zeigt, dass die jungen Männer nach wochenlanger Funkstille noch am Leben sind.
Beängstigend wirken dagegen die Forderungen samt der angedrohten
Konsequenzen. Da wünschte man sich förmlich, René Bräunlich und
Thomas Nitzschke seien nur in die Hände normaler Krimineller
gefallen. Hier böte sich der Bundesregierung die Möglichkeit mittels
Lösegeld eine Freilassung zu erreichen. Die Unberechenbarkeit der
Entführer, die Unklarheit über deren wahre Motive bei ständig
wechselnden religiös-politischen Forderungen geben den
Verantwortlichen im Außenministerium keinen Spielraum. Erst sollte
Berlin jeglichen Kontakt zur neuen Führung in Bagdad abbrechen, jetzt
sollen Gefangene der US-Streitkräfte freigelassen werden.
Erpressungen, auf die sich die Demokratie nicht einlassen kann. Zudem
wäre auch bei einem Kniefall vor den Terroristen keineswegs sicher,
dass die Geiseln dadurch frei kämen. Und selbst wenn, danach würde
eine Kettenreaktion weiterer todbringender Verschleppungen einsetzen.
Die Lage der Geiseln bleibt auch nach dem neuerlichen Lebenszeichen
beängstigend. Nervlich und physisch sind sie bis zum Äußersten
beansprucht. In den Händen perfider Gewalttäter können sie nur auf
ein Wunder hoffen. Ebenso wie dies Angehörige, Freunde und Millionen
ihrer Landsleute tun. Das Schreckliche an der Situation ist, dass man
um die Gefährlichkeit der Lage weiß, konkret aber nichts tun kann. So
sind die Leipziger Mahnwachen mit ihrem Erinnern, ihren Fürbitten und
Gebeten gerade jetzt wichtig. Als Zeichen der Hoffnung und
Anteilnahme.
Quelle: Pressemitteilung Leipziger Volkszeitung