WAZ: Marode ab Montage
Archivmeldung vom 12.03.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEine Schlaglochdichte, die an die Dritte Welt erinnert - daran hatten sich Deutschlands Autofahrer wohl oder übel nach dem harten Winter gewöhnt. Aber "Marode ab Montage" wie auf der A1? Das ist eine völlig neue (fehlende) Qualität.
Die Ursachenforschung für diese desaströse "Lochnummer" könnte in mehrfacher Hinsicht Fehler offenbaren. Technisch: Flüsterasphalt, wie er auf der A1 verwendet wurde, ist unter Experten nicht mehr unumstritten. Durch die offenen Poren kann Wasser eindringen und bei Frost zu Schäden führen. Wirtschaftlich: Mögliche Fehler könnten sich im ungewöhnlichen Finanzierungsmodell des Public-Private-Partnerships verbergen.
Ein Konsortium von privaten Unternehmen - in diesem Fall heißt es A1-mobil - finanziert den Bau der Autobahn und darf zur Refinanzierung 30 Jahre lang Maut kassieren. Das beschert den beteiligten Firmen Einnahmen in Millionenhöhe. Damit am Ende nicht nur eine schwarze Null oder ein Minus steht, dürften die Unternehmen mit spitzem Stift rechnen. Sie werden versuchen, die Kosten gering zu halten. Ob beim Personal oder beim Baumaterial...
Diese Finanzierungsmodelle sind genau zu durchleuchten. Gerade klamme Städte könnten ihrer Verlockung erliegen. Trotz der möglichen Gefahr von unerwünschten Nebenwirkungen.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung