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Frankfurter Neue Presse zur Bahn

Archivmeldung vom 23.07.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.07.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Berg kreißte... und gebar eine Maus. Anders ist die Sondersitzung im Bundesverkehrsausschuss nicht zu werten. Einziges Resultat des Krisen-Treffens, das im allgemeinen Bahn-Wahn mit Spannung erwartet worden war: Die Deutsche Bahn hat sich nun bereit erklärt, auch besonders betroffenen Hitze-Opfern Schmerzensgeld zu zahlen, die kein ärztliches Attest vorweisen können.

Das bestätigt zum einen, dass die metaphysische Kraft, die einige Zeitgenossen runden Tischen zuschreiben, nicht existiert. Und zum anderen, dass die Bahn nach der langen Pleiten-Pech- und Pannenserie der vergangenen Jahre immer noch nicht gelernt hat, mit Krisen angemessen umzugehen. Erst auf Druck von Verbraucherschützern - und nur einen Tag vor dem gestrigen Krisen-Treffen - hatte sich der Bahn-Vorstand überhaupt zu Schmerzensgeld-Zahlungen durchgerungen. Nun bedurfte es des Drucks der Politik, damit der Konzern vom ärztlichen Attest absieht.

Vernünftiges Krisen-Management sieht anders aus. Und ein solches hat man bei der Bahn auch im Rahmen der öffentlichen ICE-Hitze-Schlacht noch nicht gesehen. Stattdessen verfolgt der Staatskonzern wie eh und je seine unsägliche Verzögerungs- und Verschleierungstaktik: Er verharmlost das Problem, tut es als Einzelfall ab. Wenn das nicht mehr klappt, verteilt er Schuld und Verantwortung auf andere. Missstände gibt er dabei nur zu, wenn diese bereits aufgedeckt worden sind.

Dass da die Wut weiter hochkocht, obwohl die Temperaturen längst gefallen sind, verwundert nicht. Da hilft es auch nichts, wenn der stets als freundlicher Diplomat auftretende Bahn-Chef sich wiederholt bei den Opfern entschuldigt. Das kühlt die Gemüter nicht, sondern wirkt auf Dauer unglaubwürdig.

Die Bahn muss endlich eine neue Kommunikationspolitik etablieren. Eine die der Tatsache Rechnung trägt, dass der Staatskonzern in weiten Teilen seiner Geschäftsaktivitäten immer noch ein Quasi-Monopolist ist, der zudem weiterhin auch von Steuergeldern lebt und entsprechend im Fokus des öffentlichen Interesses steht. 

Quelle: Frankfurter Neue Presse

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