Rheinische Post: Platzecks Zögern
Archivmeldung vom 05.11.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWar das der erste verbale Ausrutscher des kommenden SPD-Vorsitzenden oder ein kalkuliertes Zugehen auf die Union? Matthias Platzeck sagte auf die Frage nach einer Mehrwertsteuererhöhung auf 20 Prozent, er könne "nichts ausschließen".
Ausgerechnet der designierte SPD-Chef nimmt also dem
bisherigen Widerstand seiner Partei den Wind aus den Segeln und lenkt
die Verantwortung von den Urhebern, der Union, hin zur eigenen
Partei. Platzecks Zögern beim Thema höhere Mehrwertsteuer ist
verräterisch: Darüber sei doch noch gar nicht gesprochen worden,
heißt es aus den Verhandlungsrunden - aber niemand will mehr dagegen
sein. Soll hier etwa ein Angst-Szenario aufgebaut werden, damit die
Bürger am Ende froh sind, wenn die Steuer doch nur "um die Hälfte"
angehoben wird?
Schon die Wirkung einer Erhöhung um zwei Prozentpunkte wäre - auch
bei sinkenden Arbeitskosten - zweifelhaft, vier Punkte wären
verheerend. Schwarz-Rot, noch nicht in Amt und Würden, vermittelt
bislang den Eindruck, vor allem durch phantasielose Steuererhöhungen
alte und neue Ausgabenwünsche finanzieren zu wollen: Bevor es an
Kürzungen geht, sollen die Haushaltslöcher erst einmal mit
"Einnahmeverbesserungen" zugekleistert werden - die Ökosteuer lässt
grüßen. Die Koalitions-Spitzenrunde hat in der kommenden Woche die
Aufgabe, diesem Eindruck entgegenzuwirken.
Quelle: Pressemitteilung Reinische Post