Neue Westfälische: Massive Zweifel an der Eignung Gorlebens
Archivmeldung vom 27.08.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAls der Salzstock von Gorleben zum Standort eines Endlagers für hochradioaktiven Müll bestimmt wurde, da spielte neben den geologischen Gründen auch politischer Opportunismus eine große Rolle. Gorleben lag damals am Ende der westlichen Welt, nur wenige Kilometer vor der DDR-Grenze.
Nennenswerter Protest, so das Kalkül, war aus der dünn besiedelten Region nicht zu erwarten. Gleichzeitig galt der Salzstock als geeignet, den in Glas eingeschweißten hochgefährlichen Atommüll für Jahrtausende sicher zu verwahren. Heute, 30 Jahre später, ereilt Politik und Atomwirtschaft der Fluch der bösen Tat. Der Widerstand der sturen Wendland-Bauern ist ungebrochen, Gorleben liegt nicht mehr am Rande des alten, sondern in der Mitte des neuen Deutschland und jetzt beweisen Unterlagen aus dem Bundesamt für Strahlenschutz, dass die Zweifel an der Eignung des Salzstocks weit größer sind als geahnt. Schon 1983 bedrängte das Bundeskanzleramt die Gutachter, ihre Expertisen schön zu färben und Bedenken zurückzustellen. Unabhängig vom Wahlkampf, unabhängig von der grundsätzlichen Haltung zur Kernkraft, ist Gorleben damit als Endlagerstandort nicht mehr durchsetzbar. Eine verantwortliche Entscheidung mit Ewigkeitscharakter kann bis 2015 nicht mehr getroffen werden, und mehr Zeit gibt es nicht. Die Einflussnahme von Kanzler Helmut Kohl zieht das ganze Verfahren ins Zwielicht. Die Atomwirtschaft hat in Gorleben Milliarden ins Salz gesetzt. Die Möchtegern-Koalitionäre Union und FDP klammern sich noch an den Standort, weil sie den Ärger scheuen, der mit der Entscheidung für eine Alternative verbunden ist und weil sie Rückschläge in der Grundsatzdebatte über die Kernkraft fürchten. Doch Industrie und Politik werden nicht umhin kommen, ihr Scheitern einzugestehen, je früher desto besser.
Quelle: Neue Westfälische