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Festhalten an einer Vision: Zum Friedensnobelpreis für Atomwaffengegner

Archivmeldung vom 12.10.2024

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.10.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić

Die Entscheidung des Nobelpreiskomitees ist gut, gerade weil sie ein wenig hilflos anmutet. Die von Überlebenden der US-Atombombenangriffe auf Hiroshima und Nagasaki gegründete Vereinigung Nihon Hidankyo wird mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Es ist bereits das dritte Mal in anderthalb Jahrzehnten - nach US-Präsident Barack Obama 2009 und der Abrüstungsinitiative Ican 2017 -, dass das Nobelkomitee den Kampf gegen Atomwaffen würdigt.

Geholfen hat das wenig. Obama wurde für Ankündigungen geehrt - aus heutiger Sicht ein Fehler. Der einzige Fortschritt, der seither erreicht wurde, war ein unter "New Start" firmierender US-russischer Rüstungskontrollvertrag von 2010, der seit seiner Aufkündigung durch Russland 2023 Geschichte ist. Umso klüger ist es, dass das Nobel-Komitee von weiteren Politiker-Ehrungen bei diesem Therma absieht und sich erneut einer Organisation zuwendet, die an der Vision einer atomwaffenfreien Welt festhält. Einer Vision, deren Erfüllung die heute lebenden Mitglieder kaum erleben werden.

Derzeit werden wir im Gegenteil Zeugen nuklearer Proliferation, siehe Iran und Nordkorea. Wir sehen zudem, dass ein Mitglied des UN-Sicherheitsrats - Russland - ein Nachbarland - die Ukraine - überfallen hat, das 1994 freiwillig auf Atomwaffen verzichtete und dafür Sicherheitsgarantien auch von Russland erhielt. Von jenem Russland, das seine Aggression heute mit nuklearen Drohungen orchestriert, die in Deutschland bestens ankommen. Wenn man mit Atomsprengköpfen so erfolgreich operieren kann, ohne einen einzigen einzusetzen - welcher Potentat möchte dann noch auf sie verzichten?

Nach der Krim-Okkupation 2014 hatte der damalige UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon herausgestellt, wie schwer das russische Vorgehen den Vertrag über die Nicht-Weiterverbreitung von Atomwaffen strapaziert. So ist es auch jetzt, was im übrigen keineswegs die USA entlastet, die nicht nur die ersten und einzigen Atombombenangriffe der Geschichte zu verantworten haben, sondern auch selbst weidlich andernorts intervenierten (allerdings nicht annektierten).

"Sicherheitsgarantien von Atommächten gegenüber Nicht-Atommächten" müssten eingehalten werden, sagte Ban Ki-Moon 2014. Wie gut wäre es, wenn die gestrige Nobelentscheidung dazu beitragen könnte, dass wenigstens dieser Mindeststandard respektiert würde.

Quelle: Kölnische Rundschau (ots) von Raimund Neuß

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