WAZ: Weckruf an die Politik - Kommentar zur Pflege
Archivmeldung vom 12.06.2017
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Freigeschaltet durch André OttNordrhein-Westfalen steht vor dem Regierungswechsel. Wenig verwunderlich, wenn sich Lobbyisten und Interessensverbände aller Couleur in die laufenden Koalitionsverhandlungen von CDU und FDP hinein Gehör verschaffen wollen. Auch die Wohlfahrtsverbände läuten jetzt kräftig die Alarmglocke und rufen den drohenden Notstand in der Altenpflegeausbildung aus. Als Vertreter einer Branche, der explosionsartig die Kosten davonlaufen, ist dies sozusagen ihre heilige Pflicht.
Ob die Verbände am Ende ihre Ziele erreichen, darf indes bezweifelt werden. So schlecht ist die Bilanz der scheidenden NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens in Sachen Pflege nicht. Ohne die Ausbildungsumlage für Altenpflegeberufe und das von NRW als einzigem Bundesland eingeführte Pflegewohngeld wäre die finanzielle Situation in der Pflege deutlich angespannter.
Tatsache ist: Die grundsätzlich kluge Idee der Pflegeversicherung gerät wegen des gesellschaftlichen Wandels immer mehr unter Druck. Geld fehlt an allen Ecken und Kanten, obwohl seit Anfang des Jahres dank der Pflegereform noch mehr Geld ins System fließt. Der Vorstoß der Wohlfahrtsverbände ist also mehr als eine Drohkulisse. Er ist ein Weckruf.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots) von Michael Kohlstadt