Westdeutsche Zeitung: Biolebensmittel
Archivmeldung vom 08.01.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.01.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Nachfrage an Bio-Produkten wächst so rasant, dass die Hersteller nicht nachkommen. Dies ist vordergründig ein Dilemma, bei genauerer Betrachtung aber verbirgt sich dahinter auch eine gute Nachricht. Was die eigene Ernährung betrifft, hat das Prinzip "Geiz ist geil" offenbar ausgedient.
Die Bilder von
Gammelfleisch, von Rindern im Wahn und albtraumhafter
Massentierhaltung haben sich tief ins Bewusstsein der Menschen
gegraben. Dem Verbraucher kommt es nun wieder auf Qualität an, und
zwar nicht nur im Bioladen, sondern auch vor den Regalen des
Supermarktes.
Aldi hin, Lidl her: Für die eigene Gesundheit sind die Kunden
bereit, mehr zu bezahlen, und die Discounter haben sensibel auf das
veränderte Konsumverhalten reagiert. Was sich von der Politik nicht
behaupten lässt. Ganz im alten Klischee vom weltfremden Müsli-Hansel
gefangen, hat sie einmal mehr eine globale wirtschaftliche
Entwicklung verschlafen. Zwar zählte Deutschland zu den
Bio-Anbauländern der ersten Stunde. Doch seit den Pionier-Tagen in
den 80er Jahren gelang es der Öko-Landwirtschaft nicht, sich aus
ihrem Nischendasein zu befreien. Statt den Bewusstseinswandel zur
Kenntnis zu nehmen und die Umstellung von Betrieben zu fördern, tat
die Politik das Gegenteil: Sie kürzte die Prämien für Bauern, die den
Schritt in die Bio-Produktion wagen wollten.
Es ist deshalb kein Wunder, dass Länder wie Ägypten und Argentinien die Lücke füllen und nun vom boomenden Bio-Massenmarkt profitieren. Die deutsche Schwerfälligkeit hingegen gefährdet nicht nur die internationale Konkurrenzfähigkeit der heimischen Landwirtschaft. Sie ist auch umweltfeindlich, denn Öko-Äpfel vom anderen Ende der Welt mögen gesund sein für den Verbraucher: Für die Umwelt sind sie nur schwer verdaulich.
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Zeitung