Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu den Ärzte-Honoraren
Archivmeldung vom 20.05.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt»Eenmaol lachen helpt biätter es dreimaol Medzin niemen«. Diese plattdeutsche Weisheit aus dem Münsterland, »einmal lachen hilft besser als dreimal Medizin«, sollte daran erinnern, selbst etwas für die eigene Gesundheit zu tun, um Krankheiten vorzubeugen.
Lachen sowie Sport treiben kann jedermann - auch ohne Rezept. Zudem ist es wichtig, Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt und Gesundheitskurse der Krankenkassen in Anspruch zu nehmen. Politik, Ärzte und Krankenkassen legen das Thema Vorbeugung hingegen ganz anders aus. Sie sehen Versäumnisse nicht bei sich, sondern bei den anderen. Die Ärzte wollen uns klar machen, dass immer mehr Geld notwendig wird, um die Behandlung der Patienten zu gewährleisten. Ferner wird ein Ärztemangel beklagt, obwohl die Zahl der niedergelassenen Ärzte in den vergangenen zehn Jahren um 14 Prozent gestiegen ist. Der Knackpunkt ist, dass es angehende Mediziner in die Ballungszentren zieht, wo es mehr Geld zu verdienen gibt. Im ländlichen Raum hingehen stehen immer mehr Praxen leer. Die Krankenkassen wiederum werfen den Ärzten schwere Versäumnisse vor. So beklagte jüngst der Chef der Krankenkasse KKH-Allianz, Ingo Kailuweit, dass es zu viel Fehldiagnostik, unberechtigte stationäre Behandlungen und eine unzureichende Qualität bei den Medizinern gebe. Und was sagt die Politik zu diesem Wortgetöse, das bei Patienten Erstaunen, wenn nicht Erschrecken auslöst. Krankenkassen und Ärzte würden sich schon immer darüber beklagen, dass das Geld für Gesundheitsausgaben nicht ausreicht, erklärt Noch-Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) lapidar. Hier werde auf hohem Niveau gejammert. Es sei genügend Geld vorhanden, dies müsse nur gerechter verteilt werden. Hoch bezahlte Krankenkassen-Vorstände erhielten schließlich ihr Geld dafür, Lösungen und nicht immer neue Probleme zu finden. Die Fakten sind eindeutig: Die 120 000 Kassenärzte bekommen in diesem Jahr 30,5 Milliarden Euro. Das sind etwa 3,5 Milliarden mehr als 2007. Vier Dinge sollten daher sofort angefasst werden: Jeder Arzt, egal ob in Westfalen-Lippe oder Bayern, muss für die gleiche Leistung auch das gleiche Honorar bekommen. Der volle Mehrwertsteuersatz auf Arzneimittel von 19 Prozent muss zumindest um die Hälfte gekürzt werden, wenn nicht gar ganz entfallen. Es ist ein Unding, dass für Bonbons, die mithelfen, die Zähne zu ruinieren, der ermäßigte Steuersatz gilt; ein Mittel, das gegen Parodontose hilft, dagegen mit 19 Prozent besteuert wird. Krankenkassen sollten sich weiter zusammenschließen, damit ihre Zahl von 200 auf 50 sinken kann. Und in NRW könnten Kosten gespart werden, wenn aus den beiden Kassenärztlichen Vereinigungen Westfalen-Lippe und Nordrhein, die für die Honorarverteilung zuständig sind, eine Verwaltung wird. Eins ist klar: Vorbeugen heißt vor allem, einige Interessen zurückzustellen.
Quelle: Westfalen-Blatt