Mittelbayerische Zeitung: Nicht nur Geld ist wichtig
Archivmeldung vom 18.05.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSoll das Elterngeld abgeschafft werden, weil dessen Einführung vor mehr als vier Jahren nicht zu mehr Geburten geführt hat? Ganz so einfach ist die Sache nicht. Es schadet bestimmt nicht, etwa das Verteilungsprinzip (Wohlhabende bekommen einen Höchstbetrag von 1800 Euro, Hartz-IV-Empfänger gehen leer aus) oder die Höhe der Zuwendungen zu überdenken.
Geld ist allerdings nicht der einzige Faktor bei der Entscheidung für oder gegen ein Kind. Ein sehr wichtiger Grund, warum die Geburtenrate in Deutschland nicht steigt, ist, dass Frauen hierzulande immer später Kinder bekommen. Warum? In Zeiten, in denen es für Berufseinsteiger(innen) kaum etwas anderes als befristete Arbeitsverhältnisse gibt, überlegen es sich Paare eben mehr als zwei Mal, ob sie mit einer Schwangerschaft den Job der Frau aufs Spiel setzen möchten. Diese gedankliche Hürde überwunden, kommt die nächste: Wo das Kind betreuen lassen, wenn die Frau ein paar Monate oder gar Wochen nach der Geburt wieder ins Berufsleben einsteigen möchte oder muss, aber Betreuungsplätze fehlen oder die Qualität der Betreuung zu wünschen übrig lässt? Der Ausbau der Kita-Plätze muss in vielen Regionen noch deutlich forciert werden, z. B. mit Mitteln, die beim Elterngeld eingespart werden könnten. Wichtig ist aber auch, dass Unternehmen klar wird, welch enormen gesamtgesellschaftlichen Beitrag sie leisten, wenn sie ihren Mitarbeitern mit einem kinderfreundlichen Klima die Entscheidung zum Kind erleichtern - sei es durch flexible Arbeitszeiten, die Möglichkeit von Homeworking oder durch das Angebot von Betreuungsplätzen.
Quelle: Mittelbayerische Zeitung (ots)