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Lausitzer Rundschau: Einer auf dem Vormarsch

Archivmeldung vom 15.12.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.12.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wenn ein Minister seine Ehefrau mitnimmt dorthin, wo die Amtspflichten auf den Nägeln brennen, sollte man sich kritische Anmerkungen ersparen. Eine moderne Ehe kann sich durchaus damit auszeichnen, dass die Weggefährtin etwas vertrauter wird mit dem Berufsalltag des Angeheirateten. Aber so einfach erklärt sich die Reise der Guttenbergs ins kriegerische Afghanistan leider doch nicht.

Das war ein Trip mit beabsichtigter Folgewirkung weit über den ehelichen Bereich hinaus. Dass sich ein bekannter Fernsehmann dazu gesellte und auch gleich eine Show mit produziert wurde, passt da voll ins Konzept. Und dieser Aspekt des ganzen Schauspiels hat tatsächlich einen überaus fragwürdigen Charakter - nicht zuletzt wegen der allzu großen Nähe eines Ministers zu einer bestimmten Fernsehkette. Da haben sich zwei gefunden, die besser ein wenig Distanz walten lassen sollten. Das Feldgeschrei der Opposition wird in diesem Zusammenhang allerdings wenig nutzen. Die schönen Bilder von der Model-Gattin halten allemal der Kritik von Zeitgenossen wie Sigmar Gabriel oder Gregor Gysi stand. Da mag der eine oder andere Parteigänger aus gutem Grund den Zeigefinger heben, die Masse der Wähler will lieber solche Bilder sehen als die immer gleiche, nicht ganz so attraktiven Männerriege. Karl-Theodor aus altem Adelsgeschlecht hat eben einen ganz untrüglichen Machtinstinkt mitgeerbt und setzt seine Waffen ohne große Rücksicht ein. Der Truppenbesuch war deswegen vor allem eine Ankündigung. Der Mann wollte klarstellen, dass er und seine Frau ganz außergewöhnliche Ambitionen hegen. Dem zu begegnen, wird nicht mit der Forderung gelingen, die attraktive Dame möge in Zukunft doch bitte zu Hause auf dem Schloss bleiben. Den Guttenbergs bietet nur der Paroli, der sich zumindest ein wenig einlässt auf diese in Deutschland noch ganz ungewohnte Mischung aus Politik und Show. Und angesichts der Verdrossenheit, die die Menschen regelmäßig überfällt, wenn sie sich der Pflicht unterziehen, politischen Kontroversen zu folgen, ist die Aufregung um das edle Paar durchaus hilfreich. Wer die Gefühle der Menschen anspricht, hat als Politiker - Obama lässt grüßen - auch ein Recht auf Erfolg. Dass dabei nicht alles möglich ist und die Grenze zur Geschmacklosigkeit eine ernste Bedrohung, wissen die Menschen in Deutschland gut genug. Wogegen es sich aber grundsätzlich zu wehren gilt, ist der kombinierte Zugriff auf die Wählerherzen und die Sendezentralen und damit die weitgehende Ausschaltung kritischer Gegengewichte. Und dies ist hier auch nur schwer vorstellbar. Ein Durchmarsch a la Berlusconi wird dem Freiherrn also nicht gelingen - und er ist klug genug, dies erst gar nicht versuchen.

Quelle: Lausitzer Rundschau

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