WAZ: Die Grünen entdecken ihr Kämpferherz - Kommentar zum NRW-Wahlkampf
Archivmeldung vom 08.05.2017
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Freigeschaltet durch André OttDie Grünen finden unter Schmerzen zu sich selbst zurück. Wenige Tage vor der Landtagswahl verordnet sich die Partei in NRW eine Selbstfindung, weil sie von Existenzängsten geplagt wird. "Wofür stehen wir eigentlich?", ist ihre Frage. Spät, vielleicht zu spät, zeigen die Grünen nicht nur klare Kante gegenüber CDU, FDP und Linken, sondern auch mit voller Wucht gegenüber dem alten Partner SPD.
Am Anfang dieser rot-grünen Regierung schien es so, als passte zwischen SPD und Grüne kaum ein Blatt Papier. Später gab es erste Risse, und jetzt wird aus den Rissen ein Graben. "Ich erwarte von Hannelore Kraft, dass sie ihre Macht nutzt, um Abschiebungen nach Afghanistan auszusetzen", wetterte die Grünen-Landesvorsitzende Mona Neubaur in der Bochumer Jahrhunderthalle. Jeder Redner arbeitete sich an der SPD ab. Im Wahlkampf ist sich jeder selbst der Nächste, aber die Grünen haben besonders viel zu verlieren.
Aller Ehren wert ist die Kritik der Grünen an der Linken in Deutschland und in Europa. Wer in einer "Schicksalswahl" wie der in Frankreich nicht alles tue, um die Rechtsextreme Le Pen zu verhindern, der handelt "irre", sagten zahlreiche Grüne in Bochum.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots) von Matthias Korfmann