Die Lausitzer Rundschau Cottbus zu Bundeswehr-Einsätzen im Nahen Osten und Afghanistan: Klarheit tut not
Archivmeldung vom 30.08.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs gibt eine Vielzahl guter Gründe dafür, dass auch die Bundesrepublik ihren militärischen Beitrag leistet zur Stabilisierung in Krisenregionen. Dafür hat sich die Bundesregierung in den vergangenen Jahren mehrfach ausgesprochen und das hat der Bundestag in großer Mehrheit auch befürwortet.
Tatsächlich aber verlässt sich die Große Koalition wie zuvor schon
das rot-grüne Kabinett darauf, dass es doch nicht so ernst werden
möge. Die Bundeswehr soll dort eingreifen, wo das tödliche Risiko
zumeist nicht wesentlich größer erscheint als auf einem
Truppenübungsplatz der Lüneburger Heide.
Mit dieser Vorsicht und Zurückhaltung geht allerdings auch ein
weitgehender Verzicht einher. Die deutsche Politik lässt andere
bestimmen, was die Ziele sind und welche Mittel dafür eingesetzt
werden. Und die deutsche Öffentlichkeit erspart sich die Debatte
darüber, wie hoch der Preis sein könnte, den die Soldaten dieses
Landes im schlimmsten Falle bezahlen müssten.
Nun aber zeichnet sich in Afghanistan immer deutlicher ab, dass solch
eine Rechnung nicht aufgeht. Die Eskalation im Süden des Landes ruft
die Verbündeten auf den Plan. Sie wollen nicht einsehen, dass die
Deutschen weit weg vom Schuss Aufbauhelfer spielen, während sie in
einen tödlichen Kampf verstrickt sind. Und selbst wenn Berlin
standhaft bei den bisherigen Einsatzgebieten bleibt, so kommt doch
Tag für Tag die Gefahr näher.
Der weitgehende Verzicht auf klare Zielvorstellungen und eindeutige
Forderungen nach einem Gesamtkonzept lohnt also nicht. Wenn bald vor
den Küsten des Libanons deutsche Kriegsschiffe auftauchen sollen,
müssen aus den Fehlern am Hindukusch die Lehren gezogen worden sein.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau