Rheinische Post: Italiens Neu-Start
Archivmeldung vom 09.05.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.05.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittVon Italien-Freund Otto Schily stammt der Satz, die Deutschen trügen die Liebe zum Land im Süden in ihrer Keimbahn. Während die Italiener uns Deutsche respektieren, aber nicht lieben, halten wir es mit transalpinem Sehnsuchts- und zugleich Hochmutsblick umgekehrt.
Dass ein politisch-unternehmerischer Tausendsassa wie Silvio Berlusconi, den manche für einen reichen Clown halten, zum wiederholten Mal als Regierungschef in Rom an die Arbeit geht, gilt uns als Hinweis, dass das Land voller Schönheit politisch ganz schön verrückt sein muss. Ist es aber nicht wirklich. Zwar hat sich eine deutliche Mehrheit der Italiener erneut für einen Premier entschieden, der zwischen Machtgebrauch und Machtmissbrauch, zupackendem Schneid und Scharlatanerien pendelt. Aber man hat auch Stabilität gewählt und so fast berechenbare parlamentarische Zustände bekommen. Ein Parlament ohne Kommunisten, ohne Radikale, ohne Sozialisten, statt dessen zwei große politische Formationen links und rechts von der Mitte - das sind gute Startvoraussetzungen für die Regierung Berlusconi und für das Kernland Europas. Man sollte Berlusconi nicht an einigen Kabinetts-Früchtchen, vielmehr an seinen politischen Früchten erkennen - und messen.
Quelle: Rheinische Post (von Reinhold Michels)