Westdeutsche Zeitung: Telekom-Streik
Archivmeldung vom 21.06.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.06.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Schlacht ist geschlagen, die Kämpfer sind müde. Und auch der Sieger steht mit dem Telekom-Kunden fest. Bei einem Kompromiss müssen beide Seiten Federn lassen. Eventuell liegt der Konzern eine Nasenlänge vorn. Aber auch Verdi ist es gelungen die ursprünglichen Pläne des Vorstands für die Servicegesellschaften zu halbieren sowohl bei der Lohnabsenkung als auch bei der unbezahlten Mehrarbeit.
Die Frage ist jetzt, ob sich der wochenlange Streik gelohnt hat, bei
dem zehntausende Mitarbeiter statt zu den Kunden auf die Straße
gingen und in den Call-Centern nur noch die Warteschleifen liefen. Da
der Bonner rosa Riese zur Zeit nicht gerade auf Rosen gebettet ist
und die Konkurrenz nicht schläft, hat der Arbeitskampf viel Geld
gekostet und viele Kunden verärgert. Das Image hat darunter aber
erstaunlich wenig gelitten. Trotz allen Streits wurde fair
miteinander umgegangen, die Türen zu Verhandlungen nicht zugeschlagen
und am Ende ein ziemlich fairer Kompromiss erzielt. Falls jetzt auch
noch die nicht erledigte Arbeit schnellstens nachgeholt wird, könnte
das den Kundenschwund in Grenzen halten zumal die gesamte Branche
erst anfängt zu lernen, was heutzutage Kundendienst heißt: Man muss
nicht unbedingt der König sein, aber auch nicht der Bettelmann!
Die neue T-Service mit ihren drei Gesellschaften, die in zehn Tagen
stehen soll, lässt jedenfalls viele Kunden auf wieder bessere Zeiten
hoffen. Wird die Erledigung der Aufträge was heute nicht der Fall
ist für alle Telekom-Bereiche parallel geschaltet und die
zig-verschiedenen Computerprogramme ebenfalls, dann ist bereits viel
getan. Wird künftig länger und auch an Samstagen gearbeitet, lassen
sich viele Kundenwünsche schneller erfüllen.
Mit der Produktivität steigt auch die Attraktivität des Bonner
Riesen. Und vielleicht hatte ja sogar der Streik am Ende noch etwas
Gutes. Er könnte Mitarbeiter besser miteinander bekannt gemacht
haben, die gemeinsame Missstände aufgedeckt und Ziele erörtert haben.
Vielleicht haben diese bei den langen Stunden auf den Straßen ja
gleich neue Service-Gedanken daraus entwickelt. Um den Job müssen sie
jedenfalls bis 2012 nicht fürchten. Und noch eineinhalb Jahre gibt es
ungekürzten Lohn und für guten Service mehr Bonus.
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Zeitung