Südwest Presse: Kommentar zum Ladenschluss
Archivmeldung vom 27.09.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittUm nur wenige wirtschaftspolitische Themen ist in Deutschland ein so erbitterter Glaubenskampf geführt worden wie um die Regelung des Ladenschlusses. Die Befürworter streng reglementierter Öffnungszeiten warnen vor dem Aus kleiner Einzelhändler, der Verödung von Randlagen und nicht zuletzt vor der Zerrüttung von Familienstrukturen.
Die Gegenseite wiederum preist
Einkaufsmöglichkeiten rund um die Uhr als dringend benötigte Maßnahme
zur Ankurbelung der Wirtschaft.
Beide Szenarien sind überzeichnet. Wenn Baden-Württemberg, wie die
große Mehrheit der Länder, zum 1. Januar 2007 werktags den Läden
keine Verkaufszeiten mehr vorschreibt, werden nur die allerwenigsten
Händler tatsächlich rund um die Uhr öffnen. Schon von der Ausdehnung
des Ladenschlusses auf 20 Uhr hat der Handel nur eingeschränkt
Gebrauch gemacht. Ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum wird die
Liberalisierung schon deshalb nicht auslösen, weil der Verbraucher
2007 kaum mehr Geld ausgeben kann als derzeit. Dass sich die Bürger
beim Konsum zurückhalten, ist vor allem der allgemeinen
Verunsicherung und nicht früh geschlossenen Läden geschuldet.
Trotzdem ist die Entscheidung für die Öffnung richtig, profitieren
von ihr doch die Verbraucher. Und auch für flexible Einzelhändler
kann die Liberalisierung eine Chance im Kampf gegen die Großen, gegen
die unbeschränkt geöffneten Tankstellen-Shops und den zeitlich
unbegrenzten Internethandel sein.
Quelle: Pressemitteilung Südwest Presse