Neue Westfälische (Bielefeld): Gorch-Fock-Bericht
Archivmeldung vom 15.03.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEntlastung für Kapitän zur See Norbert Schatz. Kaum waren erste Gerüchte über vermeintliche Schikanen, unzumutbaren Drill und sogar sexuelle Nötigung aufgetaucht, da hatte Exverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg den Kommandanten der Gorch Fock im Hauruckverfahren suspendiert.
Doch die Vorwürfe sind "zum großen Teil nicht haltbar", heißt es im jetzt vorgelegten Untersuchungsbericht. Formal ist Schatz rehabilitiert, doch sein Ansehen dürfte dauerhaft beschädigt bleiben. Verantwortlich zeichnet dafür ein Politiker, der für seine eigene Person nach anderen Regeln handelte. Guttenberg klebte an seinem Posten, bis er einsehen musste, dass nur ein Rückzug ihn vor noch größerem Schaden bewahren konnte. Seine Entschlussfreudigkeit war Guttenberg stets positiv angerechnet worden. Doch vieles war schlichtweg Blendung. Wer es wahrnehmen wollte, konnte es bereits sehen bei der Entlassung des Generalinspekteurs der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan, und von Staatssekretär Peter Wichert. Mit der Pflicht zur Anhörung der Person nahm es Guttenberg nie so genau. Wenn sein juristischer Sachverstand dafür nicht ausreichte, hätte er sich zumindest fachkundige Beratung holen müssen. Dass er dies nicht tat, spricht gegen den Politiker in einer Rehabilitationsphase.
Quelle: Neue Westfälische