Lausitzer Rundschau: Herbstgutachten der Forschungsinstitute Aufschwung mit Tücken
Archivmeldung vom 19.10.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas aktuelle Gutachten zur deutschen Konjunktur liest sich wie ein Drehbuch für regierungsamtliche Wahlstrategen: In nächster Zeit soll der Aufschwung etwas pausieren, um sich pünktlich im Bundestagswahljahr 2009 zu neuer Blüte zu entfalten. Selten ist einer amtierenden Bundesregierung so viel Schönes widerfahren - wenn man den Vorhersagen Glauben schenkt.
Doch da eben ist Vorsicht angesagt. Die Wirtschaftsforscher selbst
räumen in ihrer Expertise freimütig ein, dass die Herbstprognosen
seit 15 Jahren fast durchgehend zu optimistisch waren. Auch das
jüngste Gutachten ist mit einigen Unsicherheiten behaftet. Niemand
weiß genau, ob der Euro weiter steigt und damit den Export belastet,
oder das Rekordniveau beim Ölpreis noch übertroffen wird, was die
Konjunktur ebenfalls dämpft. Auch die Immobilienkrise in den USA muss
international noch nicht ausgestanden sein. In dieser Situation wäre
es tatsächlich fatal, zöge die Bundesregierung nur noch die
Spendierhosen an. Zu Beginn der Ära Gerhard Schröders war der Glaube
an den ewigen Aufschwung auch unerschütterlich, bevor unvorhersehbare
Ereignisse alle rosigen Wirtschaftsdaten zunichte machten.
Die Nachfolger sollten die Gunst der sprudelnden Steuereinnahmen
nutzen, um neben dem Schuldenabbau verstärkt in Bildung, Forschung
und Entwicklung zu investieren. Damit lassen sich auch konjunkturell
schlechtere Zeiten besser meistern. Die angepeilte Verlängerung der
Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes, so sozial gerecht sie erscheinen
mag, ist dabei das falsche Signal. Auch das haben die
Wirtschaftsforscher schonungslos dargelegt. Franz Müntefering darf
sich in seiner Haltung bestätigt fühlen.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau