Neues Deutschland zur Katastrophe in den USA
Archivmeldung vom 03.09.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBringt sie zum Teufel hier runter!«, fluchte Bürgermeister Nagin öffentlich übers Radio Richtung Washington und meinte angesichts von Chaos, Elend, unzähligen Toten und endlosen Flüchtlingsströmen in New Orleans und Umgebung die ausbleibende Hilfe. Wer gestern mit neuen Versprechen kam, war Präsident Bush, der zuvor vor allem Nationalgardisten geschickte hatte, um Eigentum zu schützen, während es die Behörden nicht schaffen, ausreichend Wasser, Nahrung, Medikamente oder Busse bereitzustellen, um Menschenleben zu retten.
In Irak, so eine verzweifelte Frau im Fernsehen, könn-
ten die Hubschrauber für die Soldaten nicht groß genug sein. Natür
lich sprengt diese Katastrophe hiesige Dimensionen, das Hurrikange
biet ist so groß wie Großbritannien. »Katrina« hat mit Naturgewalt
aber auch die tiefen gesellschaftlichen Risse in den USA bloßgelegt.
Sie kam über eine der rückständigsten Regionen des Landes, und es
sind die Ärmsten, die in diesem Überlebenskampf die wenigsten
Chancen haben. In diesen Tagen explodiert auch lange angehäufter
sozialpolitischer Zündstoff, nicht zuletzt, weil es in »Gottes
eigenem Land« fast schon einfacher ist, an eine Waffe als an Essen zu
kommen. Profitmaximierung statt nachhaltiger Klimapolitik, neue
Raketen statt einem Pumpsystem für das Mississippi-Delta,
Marktgläubigkeit und Entstaatlichung - dieser Sturm fegt über das
ganze Land.
Quelle: Pressemitteilung Neues Deutschland